Am Morgen des 25.08. beginnen wir unseren Tag gegen halb neun im Hotel Miramare mit einem ausgedehnten unerwartet touristenfreundlichen Frühstück. Wir können sogar zwischen verschiedenen Käse- und Brotsorten wählen. Als wir alle zur Genüge gesättigt sind, hält Rainer einen kleinen Vortrag über die grundlegenden Prinzipien der Plattentektonik, den geologischen Aufbau und die Geschichte Strombolis.
Gegen 12 Uhr haben wir den Einkauf unseres Marschvorrates im örtlichen Supermarkt erledigt. Nun sind wir ausreichend mit Wasser und dem Strapazen entschädigendem Gipfelkäse ausgerüstet. Es verbleiben uns zwei Stunden zur Vorbereitung und zum Ausruhen, da wir den Beginn des Aufstiegs für 14 Uhr festgelegt haben.
Wir starten von unserem Hotel Miramare, das sich etwa auf Meereshöhe befindet, über einen breiten gepflasterten und geteerten Weg, der uns zunächst in östliche Richtung durch den Ort San Bartolo führt. Nach etwa 1,5 km steigt der Weg serpentinenartig in Richtung Südwesten an. Wir passieren die Vallonazzo-Schlucht, durch die der pyroklastische Strom als Folge des großen Ausbruchs von 1930 zu Tal gedonnert ist. Über diesen Ausbruch hatte Timm bereits gestern berichtet. In etwa 100 m Meereshöhe erreichen wir unsere Pizzeria vom Vorabend, die jetzt noch geschlossen hat. Hier verlassen wir die bewohnte Zone und erreichen den so genannten Schilfgürtel.
In einer Höhe von 270 m über NN wird der angenehm zu laufende Weg schließlich durch lose Aschen, Sande und Wurfschlacken abgelöst. Die Wurfschlacken sind miteinander verschweißt und bilden stufenartige Schweißschlackenbänke.
Gegen 16 Uhr erreichen wir eine Höhe von 400 m, wo ein Helikopterlandeplatz angelegt ist. Von hier aus haben wir einen perfekten Blick auf die Sciara del Fuoco, was soviel heißt wie Straße des Feuers. Die rutschenartige Trasse ist ca. 700 m hoch und hat ein gleich bleibendes Gefälle von 36 Grad. Am oberen Ende beträgt die Breite 300 m und auf Meereshöhe sogar 1,3 km. Am oberen Ende der Sciara liegt die Filo del Fuoco. Filo meint eine senkrecht stehende Felswand. Man erkennt viele Lava- und Schlackenbänke, die aufgrund ihres hohen Kaliumgehalts deutlich heller sind als die Vulkanite der Sciara del Fuoco.
Wenige Höhenmeter weiter begrüßt uns eine Absperrung, an der uns in verschiedenen Sprachen von offizieller Seite klargemacht wird, dass man beim Übertreten dieser Absperrung die Wahl hat zwischen einer Geldstrafe von 206 Euro oder einem 2-monatigen Aufenthalt in einem luxuriösen italienischem Gefängnis. Wir gehen weiter.
Auf 415 m über NN spielt Jans Kreislauf wegen der großen Hitze verrückt und zwingt uns zu einer dreiviertelstündigen Pause im Schatten. Jan beschließt, zu späterem Zeitpunkt nachzukommen und gibt Rainer noch kurze Instruktionen zur Bedienung seiner Spiegelreflexkamera. Um 16.43 Uhr setzen wir ohne Jan unseren Aufstieg fort. Bereits 20 Minuten später auf einer Höhe von 535 m klagt Rainer über eventuelles Fieber, was sich Gott sei Dank später als nicht existent herausstellen sollte. Der Exkursionsleiter erlaubt Timm und mir, den Aufstieg ohne ihn weiter zu führen. Von nun an führt der Weg über ältere Lavabänke und Pyroklastite, die dem Neo-Stromboli zuzuschreiben sind. Die sich darüber befindende junge Asche, die Sande und die Wurfschlacken erklären den recht abrupten Rückgang der Vegetation oberhalb von 600 m.