Rainer Olzem - arge-geologie.de

Die Geschichte Siziliens

von Kai

Schon zur Zeit des Paläolithikums, der Altsteinzeit um 12000 v. Chr., gibt es Anzeichen kleiner Siedlungen auf Sizilien. Aus dieser Zeit sind zwar nur wenige Funde bekannt, die jedoch auf kleinste Siedlungen an den flachen Küstenausläufern hinweisen. Man fand dort einige Tierrückstande von Löwen, Bären und anderen. In den San Teodoro-Höhlen bei Cefalù an der nördlichen Küste Siziliens fand man zum Beispiel Begräbnisstätten und Felszeichnungen in der Grotte Cala dei Genovesi bei Levanzo, einer Insel an der westlichen Küste Siziliens vor der Stadt Trapani.

Im 4. Jahrtausend vor Christus kommen neue Siedler wahrscheinlich über den Seeweg nach Sizilien. In der wohl bekanntesten Legende der Antike, die des Odysseus, wird beschrieben, wie das Schiff der Abenteurer vor der Westküste Siziliens sank und die Besatzung sich auf die Insel rettete. Vermutlich sind so einige Siedlungen Folgen der spitzen Felsen vor den Küsten Siziliens und der daraus resultierenden Not geworden. Der Ursprungsort der Besiedler ist nicht klar, denkbar aber wäre die Westküste des Orients. Diese Epoche brachte einige Keramikfunde in der Nähe des Dorfes Stentinello, die somit den Namen Stentinello-Keramik erhielten.

Kupfer-Gefäß

Auch im 3. Jahrtausend vor Christus, der Kupferzeit, kamen neue Einwanderer, die aber auch hier noch nicht namentlich erwähnt werden können. Sie brachten das Wissen über die Verarbeitung von Kupfer, Gold, Silber und Blei nach Sizilien. Die dadurch entstandenen neuen Produktionsweisen zogen tief greifende gesellschaftliche Veränderungen nach sich. Die Auswirkungen dieser Veränderungen lassen sich noch heute erkennen. Auf Sizilien gibt es im Vergleich zu anderen Mittelmeerinseln kaum Streusiedlungen, sondern hauptsächlich kleinste, organisch gewachsene urbane Siedlungen. Die reichhaltigen Keramikfunde werden den wichtigsten Kulturen Siziliens dieser Epoche zugesprochen, die nach ihrem Fundort benannt sind. Dazu gehören u.a. Conca d'Oro, San Cono, Piano-Notaro, Conzo, Serraferlicchio, Malpasso und Saint' Ippolito. Jede dieser Kulturen stand unter dem Einfluss östlichen Kulturgutes, woraus häufig wechselnde Keramiktypen resultieren, was auch durch Funde kleiner Statuen mit symbolischen Stierhörnern bestätigt wird. Die am weitesten reichende Veränderung dieser Epoche war meiner Meinung nach die Veränderung der Bestattungsverfahren. Man verzichtete ab dieser Zeit auf Einzel-Hockerbestattungen in einfachen Erdgruben, mit Vorliebe bestattet man nun mehrere Verstorbene zusammen in aus dem Felsen herausgearbeiteten Grabkammern, die engste Verwandtschaft mit ähnlichen Grabtypen auf Kreta, Zypern und auch auf Malta aufdecken.

Waffenfunde aus der Bronzezeit

In der Bronzezeit (2000 bis 1250 v. Chr.) gibt es zwar Veränderungen der Keramikformen, jedoch hatte dies keinen direkten Einfluss auf die urbanen Strukturen. Obwohl auch in dieser Epoche von unnamentlichen Völkerwanderungen die Rede ist, wurden die bestehenden Siedlungen weder verlassen, noch wesentlich verändert. Viele Dörfer existierten durchgehend von der frühen bis zur späten Bronzezeit.

Die Zeit zwischen 1250 vor Christi Geburt und dem achten Jahrhundert vor Christus ist für den gesamten Mittelmeerraum eine dunkle Epoche, die geprägt ist von Völkerwanderungen und stetigen territorialen Kämpfen. Hier sind die Einwanderer das erste Mal namentlich bekannt. Es handelt sich um Ausonier, Morgeten, Elymer und Sikuler.

Tempel der Hera in Agrigento

Im Jahre 735 vor Christus gab es die erste griechische Siedlung auf Sizilien, Naxos. Weitere kamen hinzu, wie z. B. Syrakusa, das 734 vor Christus von den Korinthern erbaut wurde, Megara Iblea, eine Siedlung der Stadt Megara und Gela (Rhodos und Kreta), welche wiederum Tochterkolonien gründeten. Zum Beispiel entstanden Selinunte und Agrigento aus Megara Iblea und Gela. Im Tal der Tempel in der Nähe von Agrigento sind zahlreiche griechische Bauwerke aus der Antike erhalten geblieben.

Im Jahre 536 vor Christus erscheinen die Karthager das erste Mal in der Geschichte Siziliens. Karthago war eine Stadt, die im heutigen Tunesien lag. Sie gründeten die Städte Panormus (Palermo), Solois und Motya. Zwischen den Karthagern und den Griechen kam es häufig zu Territorialkämpfen.

Ab dem Jahre 241 vor Christus, während des 1. Punischen Krieges, der zwischen Karthago und Rom ausgetragen wurde, wurde Sizilien zur ersten römischen Provinz, welche die Römer zur ihrer Kornkammer machten.

Römische Statue (Castel Ursino, Neapel)

Lediglich der griechische Teil im Osten Siziliens wurde nicht erobert und kam erst 212 v. Chr. durch die Einnahme der Stadt Syrakusa ins Römische Reich. In den beiden Sklavenkriegen (136-132 v. Chr. und 104-101 v. Chr.) mit teilweise 200.000 Aufständigen erlangten die Unterdrückten die Übernahme Siziliens. Schließlich gewann jedoch Rom das Territorium zurück.

Zur Zeit der Völkerwanderungen zogen germanische Völker durch Europa. Darunter auch die Vandalen, die ab 440 von Südspanien auf ihrem Weg nach Nordafrika römische Provinzen eroberten, darunter auch die Insel Sizilien, die später an die Ostgoten übergeben wurde.

Das Byzantinische Reich oder auch Ost-Rom, das aufgrund von Völkerwanderungen und dem daraus resultierenden Fall des Westreiches der letzte Teil des großen Heiligen Römischen Reiches war, eroberte ab 535 die Insel. Unter ihnen wurde Sizilien zu einem zentralen Handelsplatz, auf dem besonders die Küstenstädte florierten.

San Giovanni degli Eremiti in Palermo ist ein arabisches Bauwerk

Schon gegen Mitte des 8. Jahrhunderts litt Sizilien unter Plünderungen der Araber. Als dann Byzanz in eine militärische Schwächeperiode fällt, steht der Landung der Araber im Jahre 827 nichts mehr im Wege.

Der westliche Teil fällt schnell in die Hände der Eroberer. Lediglich der Nordosten bleibt in byzantinischer Gewalt. Jegliche Zurückeroberungsversuche der Römer werden niedergeschlagen und auch die letzten byzantinischen Festungen fallen schließlich in die Hände der Araber. Diese Epoche kann als Zeit großer kultureller Blüte bezeichnet werden.

Die Normannen waren Germanen, deren Vorfahren über Dänemark nach Schweden und Norwegen kamen. Ihren Namen kann man als Männer des Nordens übersetzen. Als um 1000 einige Normannische Pilger auf ihrem Heimweg von Jerusalem in der Normandie durch Süditalien reisten, halfen sie der Bevölkerung, sich gegen die Sarazenen durchzusetzen. Als Belohnung bekamen sie eine Grafschaft in Süditalien zugesprochen, von der aus sie Sizilien nach und nach eroberten. Im Jahre 1091 fällt die letzte arabische Stadt Noto. Unter Roger II vereinigten sie die Insel mit Süditalien zu dem Königreich beider Sizilien (Sizilien und das Königreich Neapel). Es folgt eine Reihe normannischer Könige, die mit König Willhelm II endet, da er keine leiblichen Nachkommen hat.

Er hatte Konstanze, Tochter König Rogers II, mit Heinrich VI., dem Sohn und Erben Friedrich Barbarossas aus dem Geschlecht der Staufer verheiratet, der ab 1194 die Herrschaft über Sizilien übernahm. Die Familie der Staufer war ein mächtiges Kaisergeschlecht, das aus Schwaben stammte und im 12. und 13. Jh. in Europa herrschte. Barbarossa war Römischer Kaiser, König der Deutschen und König von Italien, sowie König von Burgund, Herzog von Schwaben und Herzog von Franken. Diese Art der sizilianischen Thronfolge missfiel dem Papst und dem sizilianischen Adel. Es kam zum Krieg, der von Kaiser Heinrich VI gewonnen werden konnte. Da nach seinem Tode und dem Tode seiner Frau nur noch der minderjährige Sohn Friedrich II existierte, übernahm der damalige Papst Innozenz II die Herrschaft. Es kam kurzzeitig zur Anarchie, die jedoch durch die Übernahme der Insel durch Friedrich II ein Ende fand. Später übernahm sein Sohn Konrad das Königreich.

Als der Papst mit dem Grafen der Provence, Karl von Anjou, ein Abkommen schließt, übernimmt der Bruder des französischen Königs Ludwig IX im darauf folgenden Krieg im Jahre 1266 das Königreich. Im Jahre 1282 übten die Bewohner Palermos den Aufstand, der als Sizilianische Vesper in die Geschichte eingeht, und vertrieben somit das Dynastiegeschlecht Anjou aus Sizilien. Ihnen verblieb jedoch das Königreich Neapel. Später wird ein Mitglied des sizilianischen Adels und ein entfernter Verwandter, Peter III von Aragon, zum König von Sizilien gekrönt. Im Jahre 1504 ernennt sich der König von Sizilien auch zum König von Neapel, woraufhin Spanien für Jahrhunderte die Oberherrschaft über Sizilien ausübt. 1647 kommt es in Palermo und 1674 in Messina zu anti-spanischen Aufständen.

1713 wird Sizilien wieder von Neapel getrennt und gerät aufgrund des spanischen Erbfolgekrieges an Savoyen, welches nach nur sieben Jahren das Gebiet im Tausch gegen Sardinien an Österreich abtritt. Spanien erobert 1735 die Insel erneut zurück. Die Existenz des Königreichs Sizilien endet, als der italienische Freischarführer Giuseppe Garibaldi mit dem Zug der Tausend (Spedizione dei Mille) auf Sizilien landet und die Insel erobert. Nunmehr ist Sizilien Bestandteil des neu errichteten Königreiches Italien.

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