Aufgrund der Position der Kanarischen Inseln auf einer relativ stabilen ozeanischen Platte, weit weg von seismisch aktiven Rift- und Subduktionszonen, ist die Seismizität auf den Inseln gering. Kleinere Erdbeben mit Magnituden auf der Richterskala kleiner 3 sind jedoch relativ häufig, insbesondere im Bereich der untermeerischen Inselflanken. Die Beben werden grundsätzlich durch Intrusionen und vulkanische Aktivität verursacht.
Auch während der San Juan-Eruption gab es täglich kleinere Beben. Am 1. Juli 1949 bebte die Erde gegen 18:00 Uhr jedoch so stark, dass man es auf der ganzen Insel spürte und in El Paso ein älteres Haus stark beschädigt wurde. Dieses Erdbeben mit dem Hypozentrum in einer Tiefe von 1,5 km erreichte eine Magnitude von VIII auf der Mercalli-Skala (Abb. 20). Die Lage des Hypozentrums lässt auf eine relativ oberflächennahe Magmakammer schließen.
Gleichzeitig riss auf der Cumbre Vieja ein 3 km langes Spaltensystem auf, das vom Duraznero über den Hoyo Negro bis zum Llano del Banco (oder Hoyo del Banco) reichte (Abb. 21). Ob es sich dabei um tiefreichende Störungen handelt, die sich bis zur Erdoberfläche durchpausen, oder ob es oberflächennahe magmatische Intrusionen sind, die die Eruptionszentren untereinander verbinden, ist nicht bekannt.
Die Amerikaner Ward und Day und später auch der britische Katastrophenforscher McGuire in seinem Buch A Guide to the End of the World. Everything You Never Wanted to Know nahmen diese Spalten zum Anlass, die Horrormeldung zu verbreiten, der Westteil von La Palma werde ins Meer rutschen und einen riesigen, einige hundert Meter hohen Tsunami verursachen, der nicht nur das gesamte kanarische Archipel, sondern auch innerhalb weniger Stunden als immer noch 25 m hohe Welle den Nordteil von Südamerika, die gesamt Karibik und Nordamerika einschließlich New York zerstören würde. Hier eine Stellungnahme des kanarischen Vulkanologen Juan Carlos Carracedo zu dieser Theorie.