Die Phlegräischen Felder
von Jan und Rainer
Die Phlegräischen Felder - italienisch Campi Flegrei = brennende Felder - liegen wenige Kilometer westlich von Neapel auf dem Stadtgebiet von Pozzuoli. Der riesige Supervulkan mit mehr als 50 bekannten Ausbruchzentren, die teilweise auch unter Wasser im Golf von Pozzuoli liegen, bedeckt eine Fläche von rund 150 km². Die ganze Gegend ist höchst instabil, auch heute noch hebt und senkt sich stetig der Boden. Die Küstenlinie ist zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 11. Jahrhundert n. Chr. um rund 12 m abgesunken und hat sich danach bis zum 17. Jahrhundert wieder um 8 m gehoben. Später sank sie wieder um 5 m, bis sie das heutige Niveau erreichte.
Die vulkanische Aktivität der Phlegräischen Felder kann in 3 Perioden unterteilt werden:
Die 1. Periode der Tätigkeit des Supervulkans begann in der erdgeschichtlichen Zeit des Oberen Pleistozäns zwischen 127.000 und 11.800 Jahren mit der Entstehung eines großen Stratovulkans. Nach einer längeren Ruhepause stieg der Gasdruck in der Magmakammer an, bis schließlich heftige Eruptionen stattfanden und die grauen Tuffe von Campania abgelagert wurden. Durch die Entleerung der Magmakammer stürzte der Krater ein und bildete eine riesige Caldera von 14 km Durchmesser.
Die 2. Periode ist charakterisiert durch wechselnde vulkanische Tätigkeiten, es entstehen kleinere und größere Stratovulkane am Rand der Caldera und es bilden sich Kraterseen. Als der Druck in der Magmakammer stärker wird, setzt eine explosive Phase ein, die große Aschemengen, die gelben Napolitanischen Tuffe, auswirft. Das Alter der Tuffe wurde nach der C14-Datierung mit 10.000 Jahren bestimmt. Die 2. Periode endet mit einer Absenkung des Gebietes und führt zur Entstehung der Phlegräischen Caldera.
Die 3. Periode beginnt nach einer längeren Ruhepause mit der Bildung neuer Vulkane, heftige und ständige Explosionen führen zur Bildung des Kraters der Solfatara. Ab etwa 1.500 v. Chr. entstehen weitere Krater, bis die Tätigkeit der Phlegräischen Felder schließlich mit dem Ausbruch des Monte Nuovo im Jahre 1538 vorerst endet.
Und wir testen mit einer brennenden Zigarette den sogenannten Solfataren-Effekt, der von Walter Medwenitsch treffend beschrieben wird:
"Schon zieht uns ein neues Phänomen an: Die auffällige Steigerung der Dampfförderung bei Annäherung einer brennenden Zigarette, eines brennenden Zündholzes oder eines brennenden Stückes Papier an die Dampfquelle. Die verstärkte Tätigkeit ist nur eine scheinbare, da die Quelle während des Versuchs nicht mehr Dampf fördert als sonst, nur die geförderte Dampfmasse wird zu erhöhter Tröpfchenbildung gereizt und besser sichtbar. Die Ursache dürfte also in vermehrter Kondensation liegen, da Rauch oder Staubpartikel als Kondensationskerne wirken; dazu kommt noch, dass die Luft in der Nähe der Flamme ionisiert wird, so dass die Wirkung durch die Gegenwart elektrisch geladener Teilchen wesentlich gesteigert wird."
(Prof. Dr. Walter Medwenitsch: Zur Geologie der süditalienischen Vulkane - Exkursionsführer, Mitt. Geologische Gesellschaft Wien, 59. Band, 1966, Heft 1)
Vergeblich suchen wir die sogenannten Hundsgrotte, später hören wir, dass sie nach dem 2. Weltkrieg zugemauert wurde und nicht mehr zugänglich ist. In der Hundsgrotte tritt durch vulkanische Aktivitäten Kohlenstoffdioxid aus, das sich wegen der höheren Dichte am Boden sammelt. Die extrem hohe Konzentration von rund 70% CO² am Höhlenboden verdrängt Sauerstoff und führt für kleine Tiere wie Hunde, die sich im Bodenbereich aufhalten, zum Erstickungstod. Von diesem Phänomen soll sich der Name der Grotte ableiten.
Am 12. September 2017 ereignete sich auf der Solfatara ein tragischer Unfall. Ein kleiner Junge und seine Eltern verunglückten tödlich, als der elfjährige Lorenzo in eine ungesicherte Bodenspalte rutschte und beim Versuch, ihr Kind zu retten, auch beide Eltern ums Leben kamen. Seitdem ist der Zugang für Besucher gesperrt. Die Staatsanwaltschaft hat den Betreiber der Solfatara wegen 3-fachen Mordes angeklagt. Die Wiedereröffnung der Solfatara für Besucher ist für 2020 geplant, sie wird über www.solfatara.it mitgeteilt.