Tempeltag von Agrigento und Selinunte: Kultur pur
von Rainer und Jan
Valle dei Templi
Die äußerst bewegte Geschichte von Agrigento
Im Nordwesten schließt sich an das Plateau ein langgestreckter Höhenzug an, auf dem in archaischer Zeit die Akropolis stand. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurden mehrere Tempel an der Südmauer errichtet, die den vom Meer kommenden Besuchern einen imposanten Eindruck vom Reichtum der Stadt vermitteln sollten.
In der Senke zwischen der Akropolis und der Südamuer entwickelte sich die Stadt, die von sechs Hauptstraßen in Ost-West-Richtung durchzogen wurde, die wiederum von zahlreichen Nebenstraßen rechtwinklig gekreuzt wurden. Außerhalb der Stadtmauern betrieben die Griechen Ackerbau, die Stadt verdankte ihren Wohlstand dem Anbau von Weizen, Öl- und Mandelbäumen und auch der Schafzucht.
Als die Karthager 409 v. Chr. eine Großoffensive gegen die griechischen Städte Siziliens begannen, wurde auch Akragas 406 v. Chr. erobert und zerstört.
Im ersten punischen Krieg wurde Akragas 261 v. Chr. von den Römern erobert und wieder einmal zerstört, seine Einwohner wurden in die Sklaverei verkauft. Im Jahre 255 v. Chr. wurde die Stadt von den Karthagern zurückerobert, was weitere Zerstörungen mit sich brachte. Endgültig unter römische Herrschaft kam Akragas schließlich 210 v. Chr. Die Römer benannten die Stadt in Agrigentum um und bevölkerten sie mit neuen Siedlern. Die Römer errichteten jedoch keine eigenen größeren Tempel, sondern bauten einige der während der Kämpfe zerstörten griechischen Tempel wieder auf und widmeten sie römischen Göttern.
Damit war die äußerst wechselhafte Geschichte von Agrigentum aber noch lange nicht beendet. Unter dem ersten römischen Kaiser Augustus entwickelte sich Agrigentum wieder zu einer wohlhabenden und bedeutenden Stadt. Beim Einfall der Vandalen ab 439 n. Chr. kam es erneut zu Zerstörungen. In byzantinischer Zeit entvölkerte sich die Stadt immer mehr und wurde zu einem unbedeutenden Dorf. Vor der Bedrohung durch die Araber, die zu Beginn des 8. Jahrhunderts Raubzüge nach Sizilien unternahmen, zogen sich die Bewohner schließlich aus dem antiken Stadtgebiet zurück. Als die Araber 829 n. Chr. Agrigentum eroberten, stand anstelle der antiken Stadt nur noch ein Dorf auf der ehemaligen Akropolis. Der von den Arabern Gergent genannte Ort entwickelte sich zu einem Zentrum der muslimischen Besiedlung Siziliens. Im Jahre 1087 wurde Gergent von den Normannen erobert und durch den Handel mit Nordafrika und durch die Landwirtschaft wiederum zu einer wohlhabenden Stadt.
Als dann der damalige König von Sizilien Friedrich II die Araber vertrieb, verlor die Stadt, jetzt in Girgenti umbenannt, ihre wirtschaftliche Bedeutung. Im Jahr 1927 nahm die Stadt schließlich den latinisierten Namen Agrigento an.
Um 11:20 Uhr versuchen wir, uns bei Eis und Mineralwasser in einem Cafe auszuruhen, was uns aber wegen der unglaublich vielen Touristen, die in immer mehr Bussen ankommen und einen Höllenlärm veranstalten, einfach nicht gelingen will. Also fahren wir weiter nach Selinunte, wo wir um halb drei ankommen und erstmal ein ruhiges Ristorante im Ortsteil Selinunte-Marinella aufsuchen.
Die archäologische Grabungsstätte Selinunte
Die Vulcanelli di Macalube bei Aragona
Es ist aus dem Untergrund entweichendes Erdgas, hauptsächlich sind es Kohlenwasserstoffe in Form von Methan, das in den Schlammpfuhlen diese pseudovulkanischen Phänomene verursacht. Die Kohlenwasserstoffe entstammen porösen Sandsteinen im tieferen Untergrund, stehen gewaltig unter Druck und entweichen nach oben.
Bei einer plötzlichen unerwartet heftigen Schlammeruption im Jahr 2014, bei der Schlamm und Gase bis in 20 m Höhe geschleudert wurden, kamen zwei Kinder tragischerweise ums Leben, der Vater der Kinder konnte sich gerade noch retten. Danach wurde das gesamte Gelände für Touristen gesperrt. Heute ist jedoch ein Teil des Geländes wieder für den Tourismus geöffnet (Zone B).
Wir fahren zurück zum Hotel Mosé und nehmen unser Abendessen auf dem Zimmer ein. Es gibt heute nur Brote mit Käse und Salami, dazu Acqua minerale und natürlich darf ein kühles Bierchen nicht fehlen.