Wanderung auf Goethes Spuren zu den Monti de Fiore
von Rainer
Verschlafene Bande. Ob es nun die Eindrücke auf der Kraterterrasse oder die ungewohnte Höhenluft vom Vortag sind oder auch das nächtliche Gekläffe unserer Hundefamilie, wir kriegen uns nicht so richtig wach. Dann müssen wir noch Klamotten waschen, Frühstücken, die Rucksäcke packen und und und... Erst um 12:15 Uhr kommen wir von der Hütte weg.
Heute steht eine Wanderung an der Südwestflanke des Ätna in Höhen zwischen 1.550 und 1.925 m an. Im Textbeiheft zur Touristischen Wanderkarte des Parco dell Etna vom Touring Club Italiano - übrigens die mit Abstand beste frei käufliche topografische Karte des Ätna - wird ein Teil unserer heutigen Wanderung als "Versante Ovest Monte Gallo - Rifugio della Galvarina" beschrieben. Dort wird behauptet, Johann Wolfgang von Goethe wäre diese Route während seiner Italienischen Reise im Jahre 1787 gegangen, oder hätte dafür Interesse gezeigt. Wir haben in Goethes Texten nachgeblättert, aber nichts dergleichen gefunden. Auf die Monti Rossi bei Nicolosi ist er zweifelsfrei gestiegen, aber von höheren Regionen des Ätna wurde ihm abgeraten. Es war damals Mai und auf den Höhen lag Schnee. Egal, ob Goethe hier war oder nicht, bei uns heißt die Wanderung "Auf Goethes Spuren".
Wir lassen unser Auto stehen und beginnen den Rundweg, vorbei an Monte Forno und Monte Albano, beide knapp 1.700 m hoch, in Richtung Rifugio della Galvarina. Der kontinuierlich und leicht ansteigende Weg führt durch einen mit Ätna-Kiefern bestandenen Hochwald. Es riecht würzig nach Baumharz. Auf 1.750 m Höhe öffnet sich rechter Hand ein weites offenes Lavafeld. Die Lava stammt aus dem Jahre 1607 und ist so gut wie nicht bewachsen. Soll noch einer sagen, dass Vulkane durch ihre Lava fruchtbare Böden schaffen. Es mag ja stimmen, aber es dauert viele viele Generationen, bis die Bodenbildung so weit fortgeschritten ist, dass Nutzpflanzen angebaut werden können. Auf vulkanischer Asche und auf ehemaligen Schlammströmen ist das etwas anderes, hier beginnt die Bodenbildung schon früh durch Pionierpflanzen.
Referenz:
[1] H. Pichler. Italienische Vulkangebiete Teil IV: Ätna, Sizilien. Sammlung geologischer Führer, 1984, S. 198