Marsili - Supervulkan im Mittelmeer
Wenn Sie mit der Fähre um 20:15 Uhr in Napoli in See stechen und nach Palermo auf Sizilien reisen, kommen Sie etwa gegen 1:00 Uhr nachts ganz nah am Vulkan Marsili vorbei. Sie sind möglicherweise nur wenige 100 m vom Gipfel des mächtigen Vulkans entfernt, können ihn aber nicht sehen. Nein, nicht wegen der nächtlichen Dunkelheit, sondern weil er unter Ihnen im Meer liegt.
Marsili ist ein submariner Vulkankomplex im Tyrrhenischen Meer, einem zentralen Teil des Mittelmeeres.
Der Vulkan wurde erst im Jahr 1920 entdeckt und auf den Namen Marsili zu Ehren des italienischen Naturwissenschaftlers Luigi Fernando Marsili (1658 - 1730) benannt.
Luigi Fernando Marsili war ein für seine Zeit typischer naturwissenschaftlicher Universalgelehrter, er beschäftigte sich hauptsächlich mit der Geologie, der Biologie, der Astronomie und der Ozeanografie.
Der tyrrhenische Meeresboden wird von 4 tektonischen Hauptbruchsystemen durchsetzt, die in unterschiedlichen Richtungen die ozeanische Kruste brechen. „Der Bereich der Äolischen Inseln ist damit ein exemplarisches Beispiel für die Abhängigkeit des Vulkanismus von der regionalen Tektonik, denn 3 der Hauptbruchsysteme sind hier vertreten und überschneiden sich. Ein großer Teil der Äolischen Inseln und ihrer zugehörigen submarinen Vulkane liegt genau auf diesen Schnittpunkten“ (Pichler, 1981).
Ein Bruch der Vulkanwände würde den schnellen Einsturz einer großen Menge Materials verursachen. Dadurch würde eine Flutwelle ausgelöst, die die Küsten von Kampanien, Kalabrien und Sizilien erreichen könnte. Das könnte schon morgen passieren, sagte Boschi. Genaue Vorhersagen seien nicht möglich.
Außerdem würde die große Magma-Menge in der Magmakammer des Vulkans zusammen mit dessen instabiler Struktur darauf hindeuten, dass der Vulkan aktiv ist und jederzeit ausbrechen könnte, ergänzt Boschi.
Marsili ist ein verborgenes Ungeheuer, dessen wirkliches Gesicht sich nur dank Bathymetrie offenbart.