El Hierro - Ein geologischer Überblick
Der vulkanische Bau der Insel
Die gewaltigen Bergstürze auf El Hierro verursachten heftige Bewegungen großer Gesteinsmassen, die die Grundmauern der Insel erschüttert und zu starken Erdbeben und Tsunamis geführt haben müssen. Neuere paläomagnetische Untersuchungen belegen außerdem eine Rotation der gesamten Insel (Carracedo, 2008). Die magnetische Deklination der Laven des unteren Teils der El Golfo-Abfolge an der Steilwand zeigt übereinstimmend eine östliche Verdrehung von 15° in Bezug auf die jüngeren Lavaflüsse, die den höheren Hang geformt haben.
Der Tiñor-Vulkan
Der Vulkanismus auf El Hierro ist seit Beginn des Inselwachstums durch die drei Störungszonen (Riftzonen) in Form eines Sterns gekennzeichnet. Während des frühen vulkanischen Stadiums fand die maximale Aktivität entlang des Nordost-Armes statt und führte zur Bildung des Tiñor-Vulkans. Der Vulkan Tiñor ist damit der älteste subaerische Kern von El Hierro. Er nimmt den Nordost-Teil der Insel ein, sein höchster Punkt und das jüngste eruptive Zentrum dieses Vulkans ist der 1.139 m hohe Ventejis-Kegel nordwestlich der Ortschaft Tiñor.
Durch die ständige Zunahme an Höhe und Volumen wurde der Vulkan instabil, so dass seine Nordwest-Flanke schließlich gravitativ einstürzte und wahrscheinlich mehr als die Hälfte der Masse des Vulkans in den Atlantik verfrachtet wurde. Durch diesen ältesten der großen Bergstürze entstand eine weiträumige muldenförmige Einsenkung an der Westseite der Insel bis hin zum Meer.
Der El Golfo-Vulkan und die Riftvulkane
Innerhalb des Einsturzbeckens des ehemaligen Tiñor-Vulkans bildete sich in der Folge der El Golfo-Vulkan, der größte und massereichste Vulkans auf El Hierro. Die Einsturzsenke wurde durch die folgenden eruptiven Aktivitäten des El Golfo-Vulkans und der Riftvulkane vollständig aufgefüllt. Am Ende der Wachstumsphase des El Golfo-Vulkans war die Insel durch diese 2 aufeinander folgenden Vulkanbauten sowohl in der Fläche als auch im Volumen größer als heute.
Auf dem Höhepunkt der Wachstumsphase des El Golfo-Vulkans folgte ein neuer geologischer Abschnitt, bei dem der Vulkanismus entlang aller drei sternförmigen Riftzonen verstärkt einsetzte und mit seinen basaltischen Eruptionsmassen fast die gesamte Insel bedeckte.
Die Roques de Salmor
Die zwei großen hellen Felsklippen im Meer, Salmor Grande und Salmor Chico, die eine nördliche Verlängerung des El Golfo-Abhangs bilden, sind die erosiven Überreste zweier mächtiger Trachytlavaflüsse aus dem Endstadium der Aktivität des El Golfo-Vulkans. Mit Hilfe der Kalium/Argon-Methode wurde ihr Alter auf 176.000 a datiert. Die Lavaflüsse wurden weder durch den Kollaps des Vulkans beeinflusst, noch wurden sie durch Laven des folgenden Riftvulkanismus überdeckt. Sie setzen sich im Steilhang des El Golfo-Tals fort, wo sie unter einer 150 – 200 m mächtigen Abfolge von Riftlava sichtbar sind.
Der Kollaps des El Golfo-Vulkans
Der El Golfo-Kollaps war der größte und spektakulärste aller Bergstürze auf El Hierro und auf den Kanaren. Er fand vor geologisch relativ kurzer Zeit statt – vor etwa 13.000 bis 130.000 a. Das genaue Alter dieses Bergsturzes ist noch in der Diskussion. Möglicherweise gab es zwei Kollapse, einer mit einem ähnlichen Alter wie das der Lavaflüsse, die den oberen Rand des Steilhangs bilden (ca. 130.000 a) und mit der Riss-Kaltzeit übereinstimmt, und ein zweiter jüngerer, zeitgleich mit dem glazialen Maximum der Würm-Eiszeit (ca. 20.000 a). Das letztere Alter würde auch die Theorie stützen, dass dieser Kollaps durch den absinkenden Meeresspiegel während der letzten Eiszeit begünstigt oder verursacht sein könnte.
Der Julan-Bergsturz
Der Las Playas-Bergsturz und die San Andrés-Störung
Rezenter Vulkanismus auf El Hierro
El Discreto – ein neuer Seamount
Im Juli 2011 begann auf El Hierro eine Serie von Erdbeben, wobei der Bebenherd zunächst unter dem Vulkankegel des Tanganasoga südwestlich von La Frontera im El Golfo-Tal lag. In den folgenden 3 Monaten bebte die Erde mehr als 8.500-mal, einige Beben erreichten eine Magnitude größer 3. Ende September 2011 verlagerte sich dann die seismische Aktivität an die Südspitze der Insel.
Dort setzte am 10. Oktober vulkanischer Tremor ein und später öffnete sich ein Förderschlot am Meeresboden 5 - 6 km vor der Küste in 1.000 m Tiefe. Am 12. Oktober öffneten sich 2 weitere Schlote in einer Entfernung von 3,7 km und 2,7 km vor der Küste in Wassertiefen von 750 m und 500 m.
Über die Ereignisse, die schließlich zu einem neuen Seamount – inzwischen „El Discreto“ genannt - südlich El Hierros führten, ist sehr viel berichtet worden. Wir möchten daher auf die folgenden Seiten verweisen:
Carracedo et al.(2011): Crisis Sísmica de 2011 en El Hierro
www.ic7.eu/el-hierro-vulkan-ein-vulkan-wird-geboren/entry63/