Hydrogeologische Exkursion zur Zugspitze
Exkursionstag 1
Halt 1: Blautopf in der Schwäbischen Alb
Breite: 48°24'58.76'' N Länge: 9°47'1.80'' E
Bei der Blautopf-Quelle handelt es sich um eine Karsterscheinung in Blaubeuren in der Schwäbischen Alb (Abb. 2). Sie ist die zweitgrößte Karstquelle in Deutschland und befindet sich in einem Kalkstein aus dem Malm (Weißer Jura).
Es gibt im oberen Bereich der Schwäbischen Alb wenig Wasser, weil von den 1.000 mm Niederschlag 500 mm direkt in den Untergrund versickern. Die Schüttungsmenge der Quelle variiert von 0,3 – 30 m³/s und weist somit eine große Spannbreite auf, die typisch für Karstquellen ist. Das System reagiert sehr schnell auf eine höhere Niederschlagsmenge, in 1-2 Tagen erreicht das Niederschlagswasser den Quellaustritt. Durch Tracerversuche wurde das Einzugsgebiet auf eine Größe von ca. 160 km² bestimmt. Die Fließgeschwindigkeiten reichen von 100-150 m/h bis zu 350 m/h bei Starkregen. Die Quellöffnung liegt in einer Tiefe von ca. 20 m und entspricht somit der Tiefe des Blautopfes. Aufgrund des klaren Wassers und der Tiefe entsteht durch Absorption der übrigen Spektralfarben eine blaue Färbung. Hinter dem Quellaustritt des Blautopfes verbirgt sich ein ausgedehntes Höhlensystem, wobei ca. 10 km der Blauhöhle sind bereits erforscht sind.
Exkursionstag 2
Halt 1: Partnachklamm und geologische Einleitung
Breite: 47°27'35.22'' N Länge: 11° 7'22.98'' E
Zunächst folgen wir der Partnach durch eine Klamm im Alpinen Muschelkalk (braun-rosa in Abb. 3). Danach wechselt die Fazies zum Hauptdolomit bis schließlich in den höheren Lagen der Wettersteinkalk ansteht. Die Fazies wechselt also von alt zu jung zu mittel alt. Aus dieser Tatsache und aus dem EW-Streichen der Schichten kann geschlossen werden, dass wir eine Mulde kreuzen. Der Wetterstein stellt den Hauptsattel dar.
Rosa mit roten Streifen (Abb 3) sind die Partnachschichten dargestellt, bei denen es sich um dunkle Mergel und Tonschiefer aus den tiefmarinen Bereichen handelt. Bei den Wettersteinkalken (braun mit blauen Punkten, Abb. 3) handelt es sich dagegen um ehemalige Riffe. Diese beiden Fazies sind zur selben Zeit, aber unter unterschiedlichen Ablagerungsbedingungen entstanden. Die Raibler Schichten (braun in Abb. 3) sind im Gelände nicht gut aufgeschlossen und bestehen aus einer größeren Anzahl unterschiedlicher Gesteine. Die in der Abb. 3 braunen Bereiche mit roten Streifen stellen den Hauptdolomit dar.
Halt 2: Bockhütte
Breite: 47°25'5.38'' N Länge: 11° 5'39.52'' E
Im Inneren des Tals befindet sich quartäres Lockermaterial, das durch Massenbeweg-ungen ins Tal transportiert wurde (Abb. 5). Junge Abbruchstellen sind häufig an hellen, oft gelblichen Bereichen zu erkennen.
Die Partnach entspringt in einer typischen Karstquelle und ist schwach mineralisiert (100-200 µS/cm). Der pH-Wert liegt etwas über 7, was charakteristisch für junges Karstwasser ist.
Exkursionstag 3
Halt 1: Karstquelle und Wetterstein
Breite: 47°24'21.17'' N Länge: 11° 1'42.81'' E
Die Hauptquelle der Partnach entspringt knapp unterhalb einer Schneemasse (Abb. 6, 7). Wasser, das aus Bereichen oberhalb der Quelle stammt, ist zum einen Schmelzwasser und zum anderen Wasser, das aus Klüften austritt. Der Quelltopf liegt 1.440 m. ü. NN. Mit einer Schüttungsmenge von 1,5-1,8 m³/s ist die Karstquelle eine der größten in Bayern.
Exkursionstag 4
Halt 1: Wetterstation auf der Zugspitze
Breite: 47°25'20'' N Länge: 10°59'12'' E
Die Wetterwarte Zugspitze (Abb. 10) liegt auf einem von Westen nach Osten verlaufenden Gratabschnitt des Wettersteinmassivs.
Die Atmosphäre in dieser Lage ist ungestört und es herrschen meist gleichbleibende Verhältnisse. Die Wetterstation liegt 2.966 m ü. NN und somit höher als die Zugspitze. Sie ist seit Beginn ihrer Errichtung immer im selben Gebäude geblieben. Das doppelschalige Fachwerk-Gebäude besitzt kein Fundament, sondern ist auf den Gipfel geschnallt und bewegt sich bei stärkerem Wind.
Folgende Beobachtungen und Messungen werden vorgenommen:
Augenbeobachtungen:
Sicht
Wolkenart und Höhen der Wolkenuntergrenze sowie Bedeckungsgrad
Wetter (z .B. Schnee, Regen, Nebel, usw.)
Messungen durch Messsensorik:
Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit
Windrichtung und –geschwindigkeit
Niederschlag, Schneehöhe
Sonnenscheindauer
Trübung, Globalstrahlung
Radioaktivität in der Luft: Für die Radioaktivitätsmessungen werden auf der Zugspitze und in Garmisch-Partenkirchen mit drei Gammaspektrometern Aerosolpartikel auf Filtern gesammelt und auf radioaktive Beimengungen ausgemessen. Die Radioaktivität, die von Chernobyl ausgegangen ist, wird immer noch gemessen, wobei bei starkem Pollenflug besonders viel Cäsium 137 von Chernobyl gemessen wird. Im Winter ist die Radioaktivität durch die Holzverbrennung in Garmisch-Partenkirchen höher. Auch Jod vom Fukushima-Unglück wurde gemessen.
Die Menge an Saharastaub bei starkem Südwind wird erfasst, die Filter werden dadurch gelb verfärbt. Beim großen Ausbruch des Eyjafjalla Vulkans auf Island hat die Staubmessung ebenfalls ausgeschlagen.
Wetterrekorde Zugspitze
Höchste Temperatur: 17,9°C am 5. Juli 1957
Niedrigste Temperatur: -35,6°C am 14. Februar 1940
Höchster Luftdruck: 726,3 hPa am 27. Juni 1935
Niedrigster Luftdruck: 665,9 hPa am 26. Februar 1989
Längste Sonnenscheindauer: 16,2 h mehrmals
Größte Schneehöhe: 830,0 cm am 2. April 1944
Größte Neuschneehöhe: 150 cm am 24. März 2004
Größte Niederschlagshöhe (24 h): 133,9 mm am 21. Mai 1999
Stärkste Windspitze: 335 km/h am 12. Juni 1985
Das Temperaturmittel liegt bei -4,8°C. Letztes Jahr (2011) lag das Mittel bei -2,7°C, der höchste Wert seit Beginn der Messungen vor 110 Jahren. Auf der Zugspitze gibt es einen starken Albedo-Effekt (etwa 70 % Abstrahlung). Durch die starke Rückstrahlung sind gerade die Frühlingswerte gedämpft
Die Winter in der letzten Zeit waren häufig sehr kalt, jedoch auch oft kurz. Den meisten Schnee gibt es im April und Mai.
Es wird ein Temperaturmittelwert über die gesamte Messperiode gebildet und nicht wie üblich nur über die letzten 30 a. Seit etwa 28 a misst man erhöhte Temperaturwerte. Die Temperaturen steuern auf ein Optimum (etwa vergleichbar mit dem Mittelalterlichen und Römischen Optimum) zu. Zudem nehmen auch die Sonnentage zu.
Die Wärme des Mittelmeeres spielt eine große Rolle für den Süden Deutschlands und die Alpen. Die Temperatur des Mittelmeeres ist entscheidend für Gewitter, Starkregen, Schnee und weitere Formen von Niederschlag. Das Phänomen ist die sogenannte 5B-Lage. Es kommt zu einem Feuchtigkeits-Transport aus dem Süden bzw. Südwesten.
Exkursionstag 5
Halt 1: Wasserwerk Oberau
Breite: 47°34'32.26'' N Länge: 11° 9'40.16'' E
Der Wasserverbrauch in München beträgt ca. 3.000 l/s und kann auf bis zu 6.000 l/s ansteigen. München verfügt über eines der besten Wässer. Außerdem ist es mit einem Preis von 1,45 Euro für einen m³ Wasser eines der billigsten im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten, da es nicht aufbereitet werden muss und wenig Strom für die Pumpen nötig ist. Vor München gibt es Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 300.000 m³ Wasser. Außerdem steht in der Schotterebene südlich von München ein Notfall-Wasserwerk.
Im Wasserbehälter ist ein großes Rohr zu erkennen, durch das das Wasser nach München geleitet wird. Das Rohr wird einmal im Jahr gesäubert.
Die Fernleitung nach München ist 65 km lang, zunächst beträgt der Innendurchmesser über eine Strecke von 2,7 km 2,5 m und einen Außendurchmesser von 2,8 m, danach weisen die Rohre einen Innendurchmesser von 1,65 m auf. Die Rohre sind ausgesprochen stabil, so dass es keinen Notfallplan für einen Bruch der Rohre gibt. Das Wasser fließt automatisch durch den hydrostatischen Druck des Höhenunterschiedes von 35 m. Endpunkt für das Wasser sind die Hochbehälter vor München. Der Bau der Leitung dauerte 8-9 Jahre und kostete ca. 600 Mio. DM. Die Anlage ging 1983 in Betrieb.
Der Vertikalbrunnen 4 (Breite: 47°33'11.10'' N Länge: 11° 8'35.77'' E), der als Beispiel besichtigt wurde, befindet sich im Loisachtal und somit in einem Überschwemmungsgebiet. Aus diesem Grund ist die Eingangstür zweigeteilt, so dass es auch bei Hochwasser möglich ist, an den Brunnen heran zu kommen. Der Brunnen und sein oberer Verbau sind von einem wasserdichten Brunnenhaus umgeben, das wie ein für das Gebiet typischer Heustadel aussieht. Der Brunnen selbst ist durch Anker gegen Aufschwimmen geschützt. Der Brunnen förderte zur Zeit der Besichtigung 200 l/s und ist 73,25 m tief. Die übrigen Brunnen sind jeweils ca. 1,5 km voneinander entfernt.
Halt 2: Lehrpfad (Herzogenstand)
Breite: 47°36'22.07'' N Länge: 11°18'52.54'' E
Der Lehrpfad gibt Informationen über:
Die Schutzverbauung über der Ortschaft Walchensee: Das extrem steile Gelände der Ortschaft Walchensee musste aufwändig gesichert werden. Niedrige Gleitschneezäune halten die Schneedecke fest und ermöglichen jungen Bäumen ein gutes Aufwachsen. Die stabilen Lawinennetze mit ihren teilweise flexiblen Befestigungen schützen die Ortschaft vor Lawinen. Daneben bremsen sie auch Steinschlag ab.
Steinschlagschutz: Das extreme Klima im Gebirge verursacht besonders intensive Verwitterung der Gesteine. Gefrierendes Wasser sprengt selbst größere Felsen, die dann zu Tal stürzen. Auch heftige Regenfälle können Steinschlag auslösen. Ein stabiler Bergwald kann herabstürzende Stein- und Felsstücke aufhalten und so die Steinschlaggefahr deutlich reduzieren.
Auf dem Fahrenberg befindet sich ein Rohr. Unter dem unscheinbaren Äußeren verbirgt sich eine GPS-Messstation, die seit 2005 fest am Fahrenberg installiert ist. Diese Station ist nur eine von mehreren in den bayrischen Alpen und wird vom DGFI in München betrieben. Empfindliche Messgeräte im Inneren der Station empfangen seit 2005 Signale von GPS-Satelliten und zeichnen sie täglich 24 Stunden auf. Mit dem Projekt sollte untersucht werden, ob ein Zusammenhang zwischen der Verformung der Erdkruste und Erdbeben besteht.
Weitere geologische Fakten: Im Raum Mittelwald war das Gletschereis ca. 1.000 m dick. Kurz hinter dem Mittelwald verzweigte sich der Gletscher wieder. Der linke Teil schob sich durch das Isartal, der mittlere zum Walchensee und der rechte floß Richtung Garmisch-Partenkirchen ab. Kleinere Berge bekamen durch den Abschliff des darüberfließenden Gletschereises sanft gerundete Formen. Die höheren Gipfel dagegen behielten ihre schroffen Formen, da sie wie Inseln aus dem Eis herausragten.
Halt 3: Walchenseekraftwerk von E.ON
Breite: 47°37'46.86'' N Länge: 11°20'15.55'' E
Strom muss in dem Moment erzeugt werden, in dem er gebraucht wird. Während des Tages schwankt der Strombedarf erheblich. Besonders zu Spitzenlastzeiten wie mittags um zwölf Uhr oder abends um acht Uhr müssen Schnellschaltkraftwerke zur Stromversorgung hinzugeschaltet werden, hierzu zählen Heißgasturbinen, Speicherkraftwerke und Pumpspeicherkraftwerke, wobei die beiden letztgenannten durch Wasser angetrieben werden.