Erdbeben - Ursachen und Vorhersage
Valdivia, 22. Mai 1960, 15:11 Uhr
Die stärksten Beben
Die Erde ist ein lebendiger Planet. Erdbeben, Erdrutsche, Vulkanausbrüche und Tsunamis als geologische Phänomene sind allgegenwärtig. Jedes Jahr ereignen sich weltweit mehr als 2,5 Millionen Erdbeben, davon 1.500 mit einer Magnitude von 5 und mehr. Täglich sind es 30 bis 40 Erschütterungen von mindestens der Stärke 4. Extrem starke Beben ab einer Stärke von 7 erschüttern die Erde etwa 20-mal im Jahr. Vernichtende Beben mit Stärken größer 9 gibt es etwa alle 10 Jahre.
Die folgenschwersten Beben
Erdbeben und deren Folgeerscheinungen verursachen bei weitem die meisten Toten aller Naturereignisse, bisher weltweit viele Millionen.
Das folgenschwerste Beben war wohl das Erdbeben von Nablus in Palästina am 20.05.1202 (Stärke zwischen 6,8 und 7,5) mit mehr als 1 Million Toten, wobei wahrscheinlich auch die durch die folgenden Hungersnöte und Seuchen Gestorbenen mitgerechnet wurden.
Es folgen die Beben von Shaanxi/China am 23.01.1556 mit einer Stärke von mehr als 8,0 und 830.000 Todesopfern und Tangshan/China am 28.07.1976 (Abb. 10) mit einer Stärke von 7,4 und inoffiziell 650.000 Toten (offizielle chinesische Angabe 242.000).
Führt Unkeuschheit zu Erdbeben?
Oder ist die Gesamt-Menschheit schuld?
Erdbeben durch Klimawandel?
Was sagen die Geologen?
Geologen unterscheiden drei grundsätzlich unterschiedliche Arten von Erdbeben: tektonische Beben, vulkanische Beben und Einsturzbeben.
Tektonische Beben
Vulkanische Beben
Einsturzbeben
Einsturzbeben werden durch das Einstürzen von unterirdischen Hohlräumen im Gestein verursacht (Abb. 20), auch durch den Einsturz unterirdischer Hohlräume im Bergbau (Gebirgsschlag). Auch Einsturzbeben setzen weitaus weniger Energie frei als tektonische Beben und haben ebenfalls nur geringe Reichweiten. Sie machen rund 7% aller Erdbeben aus.
Wie wird die Stärke von Erdbeben gemessen?
Zur Beschreibung der Stärke von Erdbeben wurden viele unterschiedliche Skalen entwickelt. Grundsätzlich unterscheiden muss man zwischen der Magnitude und der Intensität. Während die Magnitude ein Maß für die bei einem Erdbeben freigesetzte Energie darstellt, beschreibt die Intensität die örtliche Schadenswirkung bzw. die Wahrnehmung durch den Menschen. Ein Erdbeben hat nur eine Magnitude als Maß der seismischen Energie, aber von Ort zu Ort unterschiedliche Intensitäten, die in der Regel mit zunehmender Entfernung vom Erdbebenherd abnehmen.
Intensität
Magnitude
Grenzen der Richterskala – die Momentenmagnitude
Angeklagt wegen fahrlässiger Tötung
In Italien stehen nun Geologen vor Gericht, weil sie die Bevölkerung nicht rechtzeitig vor dem Erdbeben von L‘Aquila am 06. April 2009 (Abb. 30) gewarnt hatten:
Jetzt wird gegen sieben Seismologen und Zivilschutzbeamte ermittelt, alle Mitglieder der Kommission »Grandi Rischi« (Große Risiken), die den nationalen Zivilschutz bei Naturkatastrophen berät. Die Anklage lautet auf fahrlässige Tötung. Damit nicht genug: Weil Kommission und Zivilschutz aus ihrer Sicht versagt haben, fordern nun 36 betroffene Familien aus L’Aquila 22,5 Millionen Euro Schadensersatz von der Regierung.
Kann man Erdbeben vorhersagen?
Wegen des volkswirtschaftlichen Schadens bei einer großräumigen Evakuierung und wegen eventueller Opfer aufgrund einer möglichen Massenpanik ist eine Frühwarnung der Bevölkerung vor einem Erdbeben nur dann sinnvoll, wenn die Zahl der zu erwartenden Opfer als sehr groß angenommen wird, oder wenn Raum und Zeit des Bebens genau vorausgesagt werden können.
Und sollte dann trotz Frühwarnung und erfolgter Evakuierung doch kein Beben auftreten, würden mit Sicherheit die Schuldigen gesucht, die diese – im Nachhinein – dann sinnlose und ungeheuer kostenintensive Evakuierungsmaßnahme verursacht haben. Ganz abgesehen davon, dass die Bevölkerung einer nächsten Frühwarnung nicht folgen könnte. Wie man es auch dreht und wendet, die Schuldigen scheinen stets die Seismologen zu sein.
Vorhersage über Vorläuferphänomene
Alle diese Vorläuferphänomene variieren jedoch sehr stark in ihrem Zeitverlauf und in ihrer Größenordnung. Der instrumentelle Aufwand, der für eine lückenlose Erfassung aller dieser Phänomene erforderlich wäre, ist logistisch und auch finanziell nicht realisierbar.
Seit Juli 2000 kreist der Satellit CHAMP um die Erde, um u. a. den Zusammenhang zwischen geophysikalischen Ereignissen und Veränderungen des elektromagnetischen Feldes zu erforschen.
Seismische Wellen
Kurzzeitwarnung für Erdbeben
Erdbeben-Vorwarnsystem im Einsatz
Ein Ausblick
Für Erdbeben gelten auch Zeitdimensionen, die nicht mit der menschlichen Zeit zu vereinbaren sind. 1.000 Jahre sind für die Geologie ein Wimpernschlag. Eine Prognose mit einer Genauigkeit von 1.000 Jahren wäre im geologischen Sinn präzise, für Menschen dagegen wären schon einige Tage Abweichung inakzeptabel.
Das beste Instrument, auf das Geophysiker für ihre Berechnungen zurückgreifen können, ist die Statistik. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden Erdbeben gemessen, erklärt der Seismologe Lars Ceranna von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hannover). Sie werden in einem Katalog zusammengefasst und bilden die Basis für die Berechnung der Wahrscheinlichkeit, mit der in Zukunft in bestimmten Bereichen ein Beben auftritt. (focus.de)
Wenn man also Erdbeben nicht exakt voraussagen kann, dann ist es unbedingt notwendig, die Häuser in den gefährdeten Gebieten erdbebensicher zu bauen und dabei die Interaktion zwischen Bauwerk und Baugrund zu berücksichtigen sowie umfassende Notfallsysteme zu installieren.
Nicht Erdbeben töten die Menschen; es sind die einstürzenden Häuser, welche die Leute umbringen.
Der beste Schutz vor Erdbeben ist die Vorbeugung.