Was ist Geothermie? Grundlagen und Nutzung der Erdwärme
Der Schalenaufbau der Erde
Tiefe und untiefe Geothermie
Die praktische Anwendung der Geothermie beschränkt sich auf den oberen Teil der Erdkruste. Hier wird die Geothermie in die oberflächennahe oder untiefe Geothermie und in die tiefe Geothermie unterschieden, wobei die abgrenzenden Tiefen nicht exakt definiert sind.
Von tiefer Geothermie spricht man im Allgemeinen erst ab Bohrtiefen von etwa 500 m. Eine andere Definition ist, dass die tiefe Geothermie Systeme umfasst, bei denen die geothermische Energie in Form von Wärme direkt, ohne Temperaturniveauanhebung über eine Wärmepumpe, genutzt werden kann.
Von untiefer Geothermie spricht man bei Tiefen nahe der Geländeoberfläche bis zu einer Tiefe von etwa 500 m.
Energie aus der Tiefe
Das einzige Geothermie-Kraftwerk nach dem Hot-Dry-Rock-Verfahren in Deutschland ist das Geothermie-Projekt in Bad Urach. Nach einem längeren Stillstand aus Kostengründen wird das Projekt nun doch weiter betrieben. Die erste Bohrung hatte aus einer Tiefe von 4.445 m Wasser mit einer Temperatur von 175°C gefördert.
Oberflächennahe Geothermie
Im Tiefenbereich bis etwa 10 – 15 m unter der Geländeoberfläche entstammt die Erdwärme in erster Linie gespeicherter Sonneneinstrahlung und atmosphärischer Wärme - das ist der Wärmeeintrag über die Luftmoleküle – sowie aus dem einsickernden Regenwasser und aus der biologischen Aktivität des Bodenlebens pflanzlicher und tierischer Art.
Der größte Anteil der oberflächennahen Erdwärme wird durch radioaktive Zerfallsprozesse erzeugt, die in der Erdkruste seit Jahrmillionen kontinuierlich Wärme erzeugt haben und heute noch erzeugen.
Es ist die radiogene Wärmeproduktion, die Wärme, die beim Zerfall radioaktiver Isotope entsteht. Es sind dies vor allem Uran, Thorium und Kalium, die in der Erdkruste zwar nur in kleinen Mengen vorkommen (wenige ppm für Uran und Thorium und wenige Prozente für Kalium), aber eine große Wirkung haben: Sie bestimmen ganz wesentlich den Wärmestrom und die Temperatur in der Kruste.
Im Mantel finden sich die drei Elemente etwa zweimal weniger häufig. Andere radioaktive Isotope wie Aluminium 26 oder Plutonium 244 haben wahrscheinlich nur in der Frühzeit der Erde eine Rolle gespielt.
Mit zunehmender Tiefe macht sich der Wärmestrom aus dem Erdinneren als Restwärme der Erdentstehung vor rund 4,7 Mia. Jahren immer stärker bemerkbar. Möglicherweise ist der Erdkern ein Kernreaktor, der kontinuierlich Wärme erzeugt.
Nicht nur die Tiefe und die Art des Gesteins spielen für das geothermische Potenzial eine wichtige Rolle, sondern auch das Grundwasser. Grundwasser hat in unseren Breiten eine über alle Jahreszeiten weitgehend gleich bleibende Temperatur von etwa 10 °C und transportiert durch seine Fließbewegung ständig neue Wärmeenergie heran.
Räumliche Verteilung der geothermischen Potenziale
Wie wird die Energie dem Untergrund entzogen?
Vor- und Nachteile gängiger Methoden des Erdwärmeentzugs
Die Entnahme von Erdwärme direkt aus dem Grundwasser hat einen hohen Wirkungsgrad, weil Wasser eine hohe Wärmekapazität besitzt und außerdem durch den stetigen Fließvorgang des Grundwassers ständig neue Wärmeenergie zur Entnahmestelle transportiert wird.
Als Nachteile stehen dem gegenüber, dass der Bau der zwei erforderlichen Brunnen teuer ist. Weiterhin besteht bei eisenhaltigem Grundwasser im Verlauf der Zeit die Gefahr einer Verockerung besonders des Entnahmebrunnens, d. h. die Brunnen müssen von Zeit zu Zeit wieder regeneriert bzw. im worst case neu gesetzt werden.
Problematisch kann auch die wasserrechtliche Genehmigung werden, da hier das Schutzgut Grundwasser direkt genutzt wird.
Erdwärmekollektoren, die in mindestens 1,20 und maximal 1,50 m Tiefe verlegt werden sollten, stellen eine preisgünstige Alternative des Erdwärmeentzugs dar. Nachteilig ist allerdings der große Flächenbedarf, der je nach Auslegung der Anlage bis zum 2-fachen der beheizten Wohnfläche betragen kann. Bei einem Niedrigenergiehaus, das z. B. einen Wärmebedarf von 40 kWh/m² x a hat, bedarf es allerdings nur etwa einer Gartenfläche, die der beheizten Wohnfläche entspricht.
Nachteilig ist auch die eingeschränkte Nutzbarkeit der Fläche, die weder überbaut werden darf noch tief wurzelnde Pflanzen verträgt.
Erdwärmesonden in Bohrlöchern haben dagegen einen sehr geringen Flächenbedarf und deshalb auch keine nennenswerten Nutzungseinschränkungen an der Oberfläche. Nachteilig sind ggf. die Baukosten, die höher als bei Erdwärmekollektoren sind, jedoch geringer als für die Errichtung von Grundwasserbrunnen.
Insgesamt stellt das System der Erdwärmesonden in den meisten Fällen einen guten Kompromiss dar.
Die Wärmepumpe
Kühlen mit Erdwärme
Durch Zuschaltung eines Klimamoduls kann eine Wärmepumpe zu einem Klimasystem komplettiert werden. Die Klimatisierung erfolgt bei geringem Kühlbedarf durch passive Kühlung, d. h. die kühle Sole aus den Erdsonden zirkuliert ohne Aktivierung der Wärmepumpe direkt durch das Heizungssystem.
Bei höherem Kühlungsbedarf erfolgt die Klimatisierung durch aktive Kühlung, d. h. die Wärmepumpe entzieht der Sole weitere Wärme und kühlt die Häuser aktiv. Die damit in der Wärmepumpe erzeugte Wärme kann entweder in das Erdreich abgegeben und dort für den Winterbetrieb gespeichert werden oder kann den Warmwasserkreislauf im Haus unterstützen.