Mainzer Becken, Taunus, Odenwald
Protokollant: Timm Reisinger
Matrikelnummer: 2710185
Studiengang und Semester: Geowissenschaften 2. Semester
Einleitung
Das Mainzer Becken
Der Taunus
Der Odenwald
Der Odenwald ist ein variskisches Mittelgebirge, das durch die Kollision der beiden Kontinente Ur- Europa und Ur- Afrika entstand (Abb. 3). Das Gebiet lag zu dieser Zeit in der Nähe des Südpols. Im Odenwald existiert eine Zweiteilung in den Bergsträsser Odenwald (westlicher Teil) und den Böllsteiner Odenwald (östlicher Teil). Der kristalline Odenwald ist ein großes zusammenhängendes Fenster aus kristallinem Gestein. Charakteristisch sind hohe Metamorphosegrade, bedingt durch einen hohen Anteil an Schmelzen. Es gibt keine Sedimente, sondern ausschließlich Magmatite und Metamorphite. Lateritische Verwitterungserscheinungen lassen auf subtropische Klimaverhältnisse schließen.
Exkursionsberichte Tag 1
Aufschluss 1: Museum der Stadt Alzey
In Alzey besuchten wir das Museum der Stadt mit der Thematik Geologie und Paläontologie des Mainzer Beckens. Dort gibt es eine Reihe von geologischen Profilen, die den Sedimentaufbau des Mainzer Beckens zeigen. Anhand von Mineralien, aber vor allem anhand von Fossilien kann die Entwicklung des Mainzer Beckens verfolgt werden. Hier erfährt man, dass die Küstenlinie des subtropischen Meeresbeckens vor ca. 30 Ma westlich von Alzey verlief. Haifisch-, Seeigel- und Korallen- Fossilien geben Aufschluss über die ehemaligen Verhältnisse. Besonders eindrucksvoll ist ein vollständig erhaltenes Skelett einer Seekuh, das Informationen über die Entwicklung der Seekühe liefert (Abb. 5).
Aufschluss 2: Naturdenkmal Trift bei Weinheim
Aufschluss 3: Zeilstück, westlicher Ortsausgang von Weinheim
Aufschluss 4: Ehemaliger Steinbruch bei Becherheim
Exkursionsberichte Tag 2
Aufschluss 5: Lohrach – 3 km nördlich Assmannshausen
Aufschluss 6: Taleinschnitt
Etwa 300 m weiter nördlich des letzten Aufschlusses hat sich durch eine Störung ein Tal gebildet. Hier lagern Gesteine unterschiedlichen Alters neben einander. Am linken Talrand zwischen Weinreben steht ein braun-graues Gestein aus dem Siegen an, rechts ein rötliches aus dem Gedinne. Bei dem rötlichen Gestein handelt es sich um die bunten Schiefer. Das Gestein wurde aufgebrochen und durch den hier fließenden Bach schnell abtransportiert.
Aufschluss 7: Wegböschung – 4 km nördlich Assmannshausen
Knapp 1 km weiter nördlich, auf der gleichen Höhe wie der voran gegangene Aufschluss, befindet sich an der Wegböschung ein Aufschluss, der eine Wechsellagerung von grobkörnigen und feinkörnigen Sedimenten aufweist. Bei dem Gestein handelt es sich um Taunusquarzite und nicht mehr um den bunten Schiefer. Die unterschiedlichen Gesteine sind an der unterschiedlichen Farbe zu erkennen. Der Taunusquarzit entstammt dem Devon und ist dementsprechend jünger als das Gestein in Aufschluss 5, die Lithologie ist jedoch die gleiche. Das Gestein entstand aus einem Sandstein, der durch den hohen Druck und die erhöhte Temperatur während der Gebirgsbildung zu Quarzit umgewandelt wurde. Die Quarzite sind stark gefaltet und deformiert. Es sind Schrägschichtung und teilweise Rippelstrukturen mit einer Höhe von ca. 2 cm zu erkennen. Wechselschichtung zwischen Tonen und Sanden deuten auf Gezeitenablagerungen in einem ehemaligen Wattbereich oder gezeitendominierten Flussdelta hin (Linsenschichtung).
Aufschluss 8: Aufschluss 5 km nördlich Assmannshausen
In diesem Aufschluss hat ein weiterer Materialwechsel stattgefunden. Es werden linsenförmige Körper, Faltungen und Quarzgänge beobachtet. Das rezent vorliegende Gestein ist ein Produkt aus einer langsam deformierten Sandbank. Der so genannte Mylonit („Mahlstein“) entstand an einer Störung, wobei es sich um zerriebenes Material handelt, das teilweise Faltscharniere und wurzellose Faltungen aufweist. Die duktile Entstehung ging kontinuierlich und langsam vonstatten, sie läuft im festen Zustand ab, wobei keines der beteiligten Minerale schmilzt. Ausreichend hohe Drücke und Temperaturen führen zur Neukristallisation, die dem Gestein ein kompaktes und dichtes Mineralgefüge beschert. Der durch Anchimetamorphose gebildete Mylonit ist gefaltet. Weiterhin ist hier ein s- c – Gefüge (s = schistosite/ Schieferung, c = cisaillement/ Scherfläche) zu erkennen, das typisch für duktile Verformung ist und feine Quarzadern, die mitverfaltet wurden. Hauchdünne Blättchen bilden das Gestein, die geringe Korngröße ist durch hohen Druck, der zur Kornzerkleinerung geführt hat, entstanden.
Aufschluss 9: Lorch, südlicher Ortsausgang
Aufschluss 10: Straßenböschung westlich Daisbach
In der Straßenböschung westlich Daisbach, 3 km östlich von Kettenbach, fällt zuerst das Chaos im Gesteinsgefüge auf (Abb. 12). Es gibt nahezu keine durchgehenden Schichten, stellenweise treten Tonschiefer und Quarzbänke auf. Dieses Durcheinander wird durch eine große Störung hervorgerufen. Bei dem Gestein handelt es sich um Mylonit, auch Kataklasit als bruchhafte Gesteinsverformung genannt. Diese Störung bildet die nördliche Grenze des Taunus. Die Transportrichtung geht von Norden nach Nordwesten, hier wurden Gesteine des Taunus auf die Lahnmulde überschoben.
Exkursionsberichte Tag 3
Aufschluss 11: Klippen unterhalb Burg Frankenstein, östlich Nieder-Beerbach
Aufschluss 12: Aufschluss südlich Burg Frankenstein
500 m südlich der Burg Frankenstein liegt ein Aufschluss auf einer Geländerippe, die sich im Gelände weiter verfolgen lässt. Die Morphologie zu beiden Seiten der Rippe ist recht steil, was für eine hohe Verwitterungsresistenz des Materials spricht. Das Gestein besteht aus lockeren Blöcken, an frischen Brüchen erkennt man nur wenige helle Gehmengteile, eine grauschwarze Grundmasse und viele kleine Kristalle. Das Gestein besteht zu 70% aus Serpentin - der Serpentin ist aus verwittertem Olivin entstanden – zu 20% aus Chlorit und zu 10% aus Olivin und Pyroxen. Die weißen Flecken sind Talk, der sich aus Olivin und Pyroxenen gebildet hat. Bei dem Gestein handelt es sich um Peridotit oder Wehrlit. Serpentinit verwittert zu Wehrlit. Dieses Gestein ist als typisches Frühkristallisat im Bodensatz eines Plutons anzutreffen (Bodenkumulat). Durch die Bildung der Grabenschulter wurde der Frankenbergpluton angehoben und gekippt, so dass die Gesteine aus dem unteren Bereich der Magmakammer heute an der Oberfläche liegen.
Aufschluss 13: Magnetsteine südlich Burg Frankenstein
Aufschluss 14: Abraumhalde südlich Burg Frankenstein
Aufschluss 14 liegt 1 km südlich der Burg Frankenstein. Es handelt sich um eine Abraumhalde eines ehemaligen Steinbruchs. Hier steht ein massiver, harter dunkler Gabbro an. Das Gestein weist den gleichen Olivinanteil auf wie die vorher besprochenen Gabbros, ebenfalls den gleichen Anteil an Plagioklas und Ortho- und Para-Pyroxenen. Das Gestein ist äußerst basisch, der Anorthitgehalt des Plagioklases liegt bei 90%. Das Gestein ist ein sehr seltener Eukrit, genauer ein Olivin-Eukrit.
Aufschluss 15: Waldlichtung 1,5 km südlich Burg Frankenstein
1,5 km südlich der Burg steht auf einer Waldlichtung ein graues Gestein an. Es handelt sich um einen so genannten Bechbachit. Die Grundmasse des Gesteins setzt sich hauptsächlich aus Amphibol zusammen, die Korngrößen sind kleiner 0,05mm, weshalb das Gestein scharfe Kanten aufweist. Meist sind die Amphiboleinschlüsse fingernagelgroß und größer. Die dunklen Anteile sind Pyroxene.
Das Ausgangsgestein war Basalt, der durch eine Gebirgsbildung metamorph überprägt und zu Amphibolit umgewandelt wurde. Nach dem Aufschmelzen von höher liegenden Schichten durch den Pluton (Assimilation) fielen Blöcke dieses Amphibolits in den von der Kruste-Mantel-Grenze aufsteigenden Pluton. Dort schwammen sie auf der flüssigen 1.200°C heißen Schmelze, wobei sie durch Kontaktmetamorphose bei 990°C und 1,5 Kilobar Druck zu Pyroxen-Hornfels umgewandelt worden sind. Die hohen Temperaturen entzogen dem Amphibolit jegliches Wasser, was die Umwandlung zu Pyroxen-Hornfels bewirkte. Das Gestein ist sehr schnell gewachsen und hat poikiloblastische Struktur (relativ große Körner mit zahlreichen Einschlüssen anderer Mineralien). Wenn dieses wieder an die Edoberfläche gelangt, bilden sich beim Kontakt mit Wasser große Hornblenden aus. Gesteine weisen unterschiedliche Verwitterungseigenschaften und damit unterschiedliche Verwitterungsprodukte auf, in diesem Fall führten diese Eigenschaften zu einer mageren Vegetation mit nur wenigen und vereinzelten größeren Bäumen. Das Material ist vor 360 Ma auskristallisiert und in weniger als 1 Ma aufgestiegen. Der Magmaplume ist schließlich 5 km unter der Oberfläche stecken geblieben.
Aufschluss 16: Felsberg
Aufschluss 16 liegt am Rand des Rheingrabens am Felsberg. Der hier an die Erdoberfläche aufgeschlossene Pluton ist zur Zeit der Entstehung der Alpen aufgestiegen. Im Unterschied zu gewöhnlichen Intrusionsgesteinen ist hier eine Orientierung der dunklen Minerale zu erkennen. Bei 650°C schmilzen Kalifeldspat und Quarz. Durch die Schmelze wurden die auskristallisierten Bestandteile eingeregelt. Die dunkle Minerale im Gestein sind Amphibole und Biotite, die hellen Minerale sind zu 20% Quarz, zu 70% Plagioklas und zu 10% Kalifeldspat. Das hier anstehende Gestein ist ein Quarzdiorit / Quarztonalit. Die Schmelztemperatur des Felsbergpluton lag bei 750°C.
Aufschluss 17: Das Felsenmeer
Das Felsenmeer oder auch Blockstrom genannt ist 2 km lang und ca. 30 m breit (Abb. 15). Das Gestein, Quarzdiorit, ist magmatischen Ursprungs, geklüftet und isotrop. Unter normalen Bedingungen minimiert die Natur die Oberfläche von Gesteinen derart, dass im optimalen Fall eine Kugel entsteht. Die fast runden Blöcke im Felsenmeer sind das Produkt der so genannten Wollsackverwitterung. Die Entstehung des Felsenmeeres begann im Tertiär. Das homogene Intrusivgestein wurde stark zerklüftet, wobei die Klüfte bis in eine Tiefe von 200 m reichen. Das begünstigte die lateritische Verwitterung, die für das damalige subtropische Klima typisch ist. Die Verwitterung greift zuerst an Ecken und Kanten des Gesteins an und mit der Zeit entsteht die charakteristische Form einer Wollsackverwitterung. Die Freilegung der Gesteine geschah durch eine Talbildung und durch Hangrutschungen. Der Transport der rausgewitterten Gesteine fand im Sommer der Eiszeit im Pleistozän vor ca. 12.000 Jahren statt, als der damalige Permafrostboden auftaute und ein schlammiger Boden entstand. Durch das starke Relief konnten die Steine so stromartig den Hang hinab transportiert werden (Bodenfließen oder Solifluktion).