Rainer Olzem - arge-geologie.de

Die Eruption des Teneguía 1971

Abb. 1: Blick vom San Antonio auf den Teneguia
Abb. 2: Eruptionszentrum Nr. 4
Abb. 3: Eruptionszentren, Lavaflüsse und Lavaplattformen des Teneguia, letztere zu erkennen an den Bananenkulturen (Luftbild: GRAFCAN)

Der jüngste Vulkanausbruch auf La Palma und auf den gesamten Kanaren war die Teneguia-Eruption von 1971 (Abb. 1 und 2). Das Ereignis fand – korrespondierend mit der Südwanderung des Vulkanismus auf La Palma – auf der äußersten Südspitze der Insel statt (Abb. 2 und 5, Kapitel: Die Cumbe Vieja).

Die vulkanischen Auswürfe bedecken große Flächen im Süden und Südwesten und bilden mehrere Lavaplattformen im Meer (Abb. 3).

Am Nachmittag des 26. Oktobers 1971 riss südlich des San Antonio-Vulkans eine 300 m lange Spalte auf, die große Mengen schnell fließender Lava ausspuckte und von schweren Erdbeben begleitet wurde (Abb. 5). Der Ausbruch verlief in 2 Phasen: Zuerst bildeten sich entlang der Spalte 2 effusive Eruptionskegel, die während der gesamten Dauer der vulkanischen Tätigkeit aktiv blieben (Abb. 4).

Hier ein seltenes altes Video des damaligen Ausbruchs (Dauer 4:33 min).

Abb. 4: Entwicklung der Eruption von 1971 (Hernández Pacheco)

Am 08. November öffneten sich weitere Ausbruchstellen, die bis auf eine (Nr. 3 in Abb. 3, 4 und 6) effusiv waren, d. h. es floss ganz überwiegend Lava aus. Am 18. November erlosch der Vulkan abrupt.

Die Teneguia-Eruption war charakterisiert durch eine Entgasung, die in rhythmischen Explosionen stattfand und die ausfließende Lava sozusagen fragmentierte in Lapilli, Schlacken und vulkanische Bomben.

Interessant auch die Zusammensetzung der entweichenden vulkanischen Gase: Zu Beginn der Eruption war neben CO2 als Hauptanteil auch CO, H2, N2, O2 und SO2 im Gasgemisch enthalten, später jedoch nur noch CO2 mit einem sehr geringen Anteil an CO. Da CO2 schwerer als Luft ist, akkumuliert es sich in Geländesenken und kann dort zum Erstickungstod führen. Auf diese Weise forderte der Teneguia-Ausbruch 2 Todesopfer, einen Fischer, der in der Nähe des alten Leuchtturms arbeitete und einen unvorsichtigen Fotografen, der Fotos von den küstennahen Lavaströmen machte.

Abb. 5: Historische Fotos des Teneguia-Ausbruchs (M. Díaz Rodrígues)

Weitere Gefahren gingen von den teils großen niedergehenden Lavabomben aus und von der Lava, die über den Steilhang zum Meer hinabfloss, wobei Aschewolken und heiße Gase über lange Strecken mit dem Wind verfrachtet wurden. Auch formten sich dort Lavabälle, die sehr groß werden und an den Hängen hohe Geschwindigkeiten erreichen konnten.

Die Temperatur der Lava betrug 950 bis 1.050 °C, ihre Fließgeschwindigkeit erreichte in der Nähe der Austrittstellen etwa 700 m/h und im flacheren Hangbereich in 800 m Entfernung etwa 100 m/h.

Insgesamt wurde durch die vulkanischen Auswürfe – immerhin 40 Millionen m³ - eine Fläche von etwa 1,14 Millionen m² überdeckt und 290.000 m² wurden durch die Lavaplattformen im Meer an Neuland gewonnen (Abb. 6 und 8). Die mittlere Dicke der Lava betrug 12 m und die höchsten durch den Ausbruch entstandenen Vulkankegel wuchsen rund 100 m hoch (Abb. 7).

Abb. 6: Luftbild mit Eruptionszentren (Carracedo)
Abb. 7: Historische Fotos: Ausbruch des Teneguia und
Abb. 8: ... die Bildung der Lavaplattform im Meer (E.R.Badiola)

Bildanhang 1 - aktuelle Fotos von 2011

Der Teneguia in der Gesamtansicht
Schöne geschwänzte vulkanische Bombe
Eruptionszentrum Nr. 3
Typische rote Aa-Lava des Teneguia
Eruptionszentrum Nr. 1
Blick vom Gipfel auf die Salinas de Fuencaliente

Bildanhang 2 - historische Fotos von 1971

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