Rainer Olzem - arge-geologie.de

Der Volcan Jedey oder Tajuya

Abb. 1: Lage und Lavaflüsse des Volcan Jedey auf der Cumbre Vieja (GRAFCAN)

Im 16. Jahrhundert fand auf La Palma nur ein einziger größerer Vulkanausbruch statt, nämlich der des Jedey- oder Tajuya-Vulkans. Nach vorangehenden Erdbeben begannen die vulkanischen Aktivitäten am 19. Mai 1585 als strombolische Eruptionen mit dem Auswurf von klastischem Material wie Blöcken, Lapilli und Aschen in einer ersten explosiven Phase und dem Ausfluss von basaltischen Laven in einer zweiten effusiven Phase. Die Aktivität umfasste mehrere Vulkankegel und Ausbruchstellen über einem alten phonolithischen Dom oberhalb der Ortschaft Jedey auf der Westflanke der Cumbre Vieja (Abb. 1). Das Phänomen mehrerer Ausbruchstellen auf einer Linie, d. h. auf einer Eruptionsspalte (multiple eruptiv vents, Abb. 3) und die Lage über einem phonolithischen Dom sind typisch für den Cumbre Vieja-Vulkanismus (siehe auch: Die Cumbre Vieja).

Die Lava floss kaskadenartig über die Klippen an der Westküste und erreichte das Meer, wo sie großflächige Küstenplattformen bildete (Abb. 2). Dabei entstand die Ebene südlich von Puerto Naos bis etwa zur Playa de Charco Verde mit einer Landfläche von mehr als 150 ha. Diese Fläche wird heute, wie leider fast alle Lavaebenen entlang der Küste, von Bananenplantagen eingenommen.

Abb. 2: Eruptionsstellen des Volca Jedey mit Lavaflüssen und Lavaplattformen mit Bananenkulturen an der Küste südlich Puerto Naos (GRAFCAN)
Abb. 3: Die Eruptionsspalte von 1585 (GRAFCAN)

Interessant an dieser überwiegend basaltischen Eruption ist der Ausstoß von juvenilen hoch viskosen phonolithischen Laven zusammen mit basaltischen Effusionen. Dabei blieben die phonolithischen Laven aufgrund ihrer extrem hohen Viskosität als Dome und Kryptodome in den vulkanischen Förderschloten stecken (Abb. 4). Diese jüngeren Phonolithe unterscheiden sich in ihrer mineralogischen Zusammensetzung von denen der älteren Dome, über denen die Eruption stattfand.

Abb. 4: Phonolith im frischen Anschlag
Abb. 5: Eine dunkle basanitische Kruste umgibt einen hellen phonolitischen Kern

Der Druck der Lava scheint auch die alten Phonolithe in Form von Graten und Rücken nach oben gedrückt zu haben. Während dieser Prozesse soll es nach historischen Aufzeichnungen zu starken Erdbeben gekommen sein (Torriani, 1592).

Die umliegenden Gesteine, die weichere Basaltlava und die Aschen, fielen in der Folgezeit der Erosion zum Opfer, so dass die harten Phonolithe als markante Dome, Grate und Klippen freigelegt wurden.

Aus dem Krater ausgeworfene phonolitische Blöcke und Bomben, die von der basaltischen Lava umflossen wurden, zeigen hinsichtlich ihres Chemismus eine magmatische Angleichung und Auflösung im basaltischen Fluss der Lava (Kontaktmetamorphose): Eine dunkle basanitische Kruste umgibt einen helleren phonolithischen Kern (Abb. 5).

Die Aktivität des Vulkans endete am 10. August 1585. Mit 83 Tagen war der Ausbruch des Volcan Jedey einer der längsten Ausbrüche in historischer Zeit.

Hier die textliche Kurzfassung einer 2004 von Miriam Rehder an der Uni Kiel (IFM GEOMAR) als Diplomarbeit angefertigte Kartierung des Tahuja-Vulkans.

Historische Quellen

Zur Eruption von 1585 gibt es Berichte einiger Augenzeugen. Der spanische Priester und Historiker Fray Alonso de Espinosa (1543 - ?), schrieb (freie Übersetzung):

... in der Ebene wuchs zusehends ein Vulkan und erhob sich zu einer großen Höhe, wie ein großer Berg. Vorausgegangen waren viele Erdbeben und Erdstöße. Der Berg öffnete seinen großen Krater und warf schreckliches Feuer und Felsen aus. Und nach ein paar Tagen explodierte er mit einem Getöse, das auf den anderen Inseln zu hören war und schickte zwei oder drei breite Lavaströme mehr als eine Meile über das Land, bis sie das Meer erreichten. Als die Lava ins Meer floss, kochte das Wasser und die Fische und Schiffe schmolzen wie Teer ...

Leonardo Torriani (1559 - 1628), ein italienischer Ingenieur und Architekt, der sich intensiv mit den Kanaren beschäftigt hatte, sagte in seinem Vortrag: Der neue Vulkan von La Palma wird geboren:

„Die Eruption begann mit einem spürbaren Anstieg des Landes in der Mitte, mit einem großen Loch, das einige Bäume verschluckte und andere hochhob. Es gab ein lautes Getöse von einem schrecklichen Erdbeben begleitet.“

Exkursionshinweise

Fährt man auf der Hauptstraße Los LLanos – Fuencaliente aus nördlicher Richtung kommend durch die Ortschaft Jedey, so zweigt eine kleine Straße als steile Rampe links zur Cumbre ab. Nach etwa einem Kilometer kurvenreicher schmaler Straße beginnt der Parque Natural de Cumbre Vieja, angezeigt durch eine Informationstafel. Hier sollte man das Auto abstellen und der asphaltierten Straße weiter zu Fuß folgen.

Abb. 6: Mächtige schwarze Aschelagen am Fuß des Vulkans

Der Asphalt wechselt zu Beton und dann zu Schotter und in der 11. Straßenkehre führt links eine nicht ausgeschilderte schmale Spur durch die schwarze Asche steil den Berg hinauf zum Volcan Jedey. Nach einem knappen Kilometer erreicht man eine kleine Baumgruppe, an der sich neuerdings eine Abflugstation für Paraglider befindet. Der Weg hinauf zum Vulkan führt geradeaus hinter der Baumgruppe weiter und ist durch zahlreiche Steinmännchen markiert.

Der Pfad nach rechts über eine kleine Klippe verläuft hinunter zum Wanderweg zum Hoyo de la Sima, einer Lavagrotte. Nach links deutet sich eine schmale Spur den Berg hinauf an, die sich aber nach wenigen hundert Metern verläuft.

Abb. 7: Eine der 3 großen Ausbruchstellen oben ...
Abb. 8: ... und unten am Hang

Kurz vor Erreichen des höchsten Punktes liegt rechts am Hang eine der 3 größeren Ausbruchstellen, die Basaltblöcke, Aschen und Lava und gefördert hat (Abb. 7 und 8).

Der Gipfelbereich des Vulkans stellt sich als weites gegliedertes Hochplateau dar mit dem imposanten bewaldeten Hauptkrater des Vulkans (Abb. 9 - 12) und einer markanten großen Staukuppe aus hellem Phonolith (Phonolithischer Dom), die eine dunkle Kappe aus Basaltlava trägt (Abb. 13).

Abb. 9: Der bewaldete Gipfelkrater des Jedey
Abb. 10: Nördlicher Rand des Gipfelkraters
Abb. 11: Am Rand des Kraters mit Blick ...
Abb. 12: ... auf den Leuchtturm von La Bombilla

Geht man zwischen Krater und Staukuppe weiter, so erreicht man die Felsen von Jedey, eindrucksvolle Klippen aus Phonolith (Abb. 14 - 16). Die rechte Klippe ist auf einem kleinen Pfad nach unten gut zu erreichen, am Klippenfuß befindet sich ein frischer Abschlag, der die helle Farbe des Phonoliths und die eingelagerten hellen Feldspäte erkennen lässt.

Abb. 13: Die mächtige zentrale phonolithische Staukuppe
Abb. 14: Die Felsen ...
Abb. 15: ... von Jedey: Phonolithische ...
Abb. 16: ... Grate und Klippen

Von hier oben hat man einen wundervollen Blick über weite Teile der Westküste der Insel mit der Steilwand des El Time, dem Aridanetal und dem Meer im Hintergrund.

Die Klippen von Jedey

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