Rainer Olzem - arge-geologie.de

Der Volcan de Tacande

Am südlichen Ende der Cumbre Nueva, ganz im Norden der Cumbre Vieja, liegt ein 1.362 m hoher markanter Vulkan mit steilen Flanken, der Volcan Tacande oder auch Montaña Quemada (Abb. 1 und 2). Der Ausbruch des Vulkans fand zur Zeit der spanischen Eroberung von La Palma durch Alonso Fernandéz de Lugo statt. Die Radiokohlenstoffuntersuchung datiert das Alter der Laven zwischen 1470 und 1492.

Abb. 1: Ansicht des Tacande von Süden
Abb. 2: Die steile Flanke des Vulkans

Die Eruption fand als überwiegend effusiver Flankenausbruch statt, worauf der nach Nordost öffnende große Krater (Abb. 3) und der gewaltige Lavastrom (Abb. 7) hinweisen. Dadurch floss die relativ dünnflüssige Lava lateral aus und bedeckte eine große Fläche von mehreren Quadratkilometern.

Abb. 3: Panoramabild des nach Nordosten offenen Kraters
Satellitenbild des Tacande mit dem nach Nordosten offenen Krater und dem Lavafluss (Google Earth)

Biegt man von der Hauptstraße El Paso – Santa Cruz kurz vor dem Tunnel unter der Cumbra Nueva rechts zum Picknickplatz El Pilar ab, so kommt man kurz vor dem Mirador de los Llanos del Jable am steilen Südhang des Vulkans vorbei. Vom Mirador führt eine Aschepiste zunächst nach Westen und biegt dann nach Norden ab. An einer Wegekreuzung folgt man dem Pfad in Richtung EL Paso, um kurz danach einer steil ansteigenden Spur nach rechts auf den Tacande zu folgen (Abb. 4 und 5).

Abb. 4: Der steile Aufstieg durch Aschen und Lapilli
Abb. 5: Blick auf den Lavazug während des Aufstiegs
Abb. 6: Am Rand des Kraters
Abb. 7: Blick auf den oberen Teil des Lavazugs

Nach etwa einem knappen Kilometer steilen Aufstiegs durch Aschen und Lapilli erreicht man den unteren Rand des imposanten Kraters (Abb. 3 und 6). Von hier hat man einen eindrucksvollen Blick über den lang gestreckten Lavazug, der sich südlich an El Paso vorbei bis nach Dos Pinos zwischen Los LLanos und El Paso erstreckt (Abb. 7). Seine gesamte Länge beträgt etwa 8 km, seine maximale Breite etwa 1 km (Abb. 12, 13, 14, 15). Da er - mit Ausnahme von Flechtenbewuchs (Abb. 8: hellgraue Flechten auf der Lava im Vordergrund, Stereocaulon vesuvianum) und wenigen kleinwüchsigen Kiefern - noch immer weitgehend vegetationslos ist, ist er im Gelände stets gut auszumachen.

Abb. 8: Starker hellgrauer Flechtenbewuchs (Stereocaulon vesuvianum) auf der Lava
Abb. 9: Der Lavazug an der Straße gegenüber dem Besucherzentrum
Abb. 10: Lavafeld am Besucherzentrum mit dem Tacande im Hintergrund
Abb. 11: Die Treppe zum Lavafeld
Abb. 12: Der Tacande von Norden mit dem Lavazug
Abb. 13: Ausschnitt aus der Geologischen Karte von La Palma: Der Lavazug des Tacande (Ministerio de Medio Ambiente, Madrid 1993). Legende: siehe Montaña Enrique, Abb. 3

In El Paso und östlich davon verläuft der Lavazug unmittelbar südlich der Hauptstraße, er ist z. B. auch an der Straßenseite gegenüber dem Besucherzentrum (Centro de Visitantes del Parco Nacional und Auffahrt zur Cumbrecita) deutlich zu erkennen (Abb. 9). Hier führt unmittelbar rechts neben dem Hinweisschild eine basalt-gepflasterte Treppe auf den Wanderweg zum Picknickplatz El Pilar, der das riesige Lavafeld des Tacande quert (Abb. 10 und 11).

Abb. 14: Der Tacande und sein Lavafeld (Carracedo)
Abb. 15: Krater und Lavazüge von Tacande und Birigoyo (GRAFCAN)

Weiter westlich an der Hauptstraße in der Nähe des Kreisverkehrs ist die Lava in einem Basaltsteinbruch gut aufgeschlossen. Hier werden mächtige Basalte, teilweise in typischer 6-eckiger Säulenform anstehend, gebrochen (Abb. 16). Die Basalte enthalten neben den schwarzen Pyroxenen oft viele kleine gelbgrüne Olivinkristalle (Abb. 17).

Abb. 16: Eine Abbauwand im Basaltsteinbruch mit teils 6-eckigen Basaltsäulen
Abb. 17: Olivin- (gelbgrün) und Pyroxenreiche (schwarz) Basalte

Die Montaña de Enrique

Gut 1.000 m nordnordwestlich vom Tacande liegt ein weiterer auffälliger Vulkankegel. Es ist der Volcan de Enrique, mit 1.255 m Höhe ü. NN fast 110 m niedriger als der Tacande. Er ist vollständig mit Kanarenkiefern bestanden und auch sein Krater ist dicht bewaldet. Der fast kreisrunde Krater hat einen Durchmesser von etwa 250 m und eine Tiefe von ca. 50 m.

In der geologischen Karte (Abb. 2) sind außer dem Hauptkrater noch einige ältere stark erodierte kleinere Krater verzeichnet. In der Natur sind diese älteren Ausbruchstellen nur noch an der Existenz steilerer Böschungen zu erahnen.

Abb. 1: Satellitenbild des Tacande und des Enrique (verändert, nach Google Earth)
Abb.2: Ausschnitt aus der geologischen Karte (Ministerio de Medio Ambiente, 1993)
Abb. 3: Legende zur geologischen Karte

Über die Entstehung des Vulkans ist nichts bekannt, auch gibt es keine Altersbestimmungen an Gesteinsproben. Dem Grad der Erosion, der Bodenbildung an seinen Flanken und dem daraus resultierenden üppigen Baumbewuchs nach zu urteilen, hat der Enrique ein Alter von mehreren tausend Jahren, sein Ausbruch wird weit vor dem Jahre 0 stattgefunden haben.

In der geologischen Karte (Abb. 2 und 3) werden die Gesteine des Enrique als jüngste Basaltlaven und Aschekegel bezeichnet (hellorange).

Die den Enrique umrandenden Laven des Birigoyo (dunkelorange) sind jünger, da sie die Auswurfmaterialien des Enrique überlagern. Die geologische Karte bezeichnet sie als prähistorisch, also vor der Eroberung La Palmas durch die Spanier und demnach älter als 520 Jahre.

An der nordwestlichen Vulkanflanke führt zunächst ein sanft ansteigender breiter Forstweg den Berg hinauf, nach kurzer Wegstrecke durch eine Schranke für den Autoverkehr gesperrt.

Kurz danach teilt sich der Weg, wobei der rechts verlaufende Pfad durch Wiesen und Macchia, später durch Hochwald steil zum Gipfel hinaufführt. Am Kraterrand endet der schmale Pfad, von hier kann man den bewaldeten Krater teilweise überschauen.

Abb. 4: Der Pfad führt durch Wiesen, Macchia und Hochwald zum Kraterrand hinauf
Abb. 5: Stark verwitterte basaltische Blocklava am Fuß des Volcan de Enrique
Abb. 6: Blick vom Llano del Jable von Süden auf den bewaldeten Vulkankegel des Enrique
Abb. 7: Blick vom Llano del Jable auf den Enrique, das Aridane-Tal und die Caldera de Taburiente

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