Rainer Olzem - arge-geologie.de

Rückreise ins kalte Deutschland

von Rainer

Questo è Michele

Wir hatten die ganze Exkursion über das Wetter in Deutschland beobachtet. Kais Vater Ingo hatte uns des öfteren per Handy über den Regen und die Kälte berichtet. Deshalb graust es uns, zumindest wettermäßig, vor der Rückreise.

Um 8:30 Uhr sitzen wir alle beim Frühstück, Michele versorgt uns mit Brot, Butter, Marmelade, Cornetti und Kaffee. Michele ist in seiner Hütte Alleinunterhalter. Er macht für seine Gäste Frühstück, säubert zwischendurch die 5 Gästezimmer, versorgt die Bar im Erdgeschoss und die Tische an der Straße, putzt das Haus, die Toiletten und die beiden Duschen und kauft während der ruhigeren Tageszeiten seine Vorräte ein. Dazwischen hat er immer noch Zeit, mit seinen Gästen ein Schwätzchen zu halten.

Er berichtet uns vom Herbst 2002, als ein Lavastrom etwa 1 km hinter seiner Hütte niedergegangen ist. Ein kleinerer zweiter Lavastrom habe die Straße unterhalb seines Rifugio versperrt. Damals, sagt er, seien 15 Gäste hier gewesen und die Hütte sei aus allen Nähten geplatzt. Kein Wunder, dass seine bei Stuttgart lebende Familie keinen Bock auf den unberechenbaren Vulkan, das arbeitsreiche Hüttenleben und die einsame Gegend hatte und in Deutschland geblieben ist.

Das Rifugio Brunek (Micheles Hütte)

Um 10 Uhr verabschieden wir uns von Michele und rollen langsam den Berg hinab in Richtung Linguaglossa. Von dort aus wollen wir weiter fahren zum Aeroporto Fontana Rossa südlich von Catania. Gestern hatten wir von der Hütte bis nach Linguaglossa einen Verbrauch von 2,5 Litern Diesel auf 100 km geschafft. Es geht von der Hütte bis zur Stadt immer nur den Berg hinunter. Heute wollen wir diesen Rekord brechen. Wir hatten bereits gestern Abend den Benz schon talwärts positioniert und lassen ihn jetzt rollen. Die Wetten liegen zwischen 0,7 und 2,2 Litern. In Linguaglossa steht genau 2,0 Liter auf dem Verbrauchs-Display.

Kurz vor dem Flughafen tanken wir unseren Benz auf. Als vor einer der Tanksäulen ein roter Ferrari Enzo steht, ist Kai nicht mehr zu halten. Er ist nicht der einzige, der diesen ultimativen und schnellsten Serien- Sportwagen der Welt fotografiert.

Der Abflug vom Flughafen Catania gestaltet sich ein wenig chaotisch. Keiner der Reisenden weiß, an welchem Schalter er einchecken muss. Schließlich können wir da einchecken, wo wir grade anstehen. Hier werden gleichzeitig zwei Flüge abgefertigt. Wir bangen um den korrekten Transport unseres Gepäcks. In der Sicherheitskontrolle haben Jan und Kai Schwierigkeiten mit ihrem Handgepäck, Jan mit seinem Foto-Stativ und Kai mit seinem Ziegenschädel. Die langen und spitzen Ziegenhörner sind ein Sicherheitsrisiko und müssen mit dem übrigen Gepäck eingecheckt werden, das Stativ ebenfalls. Ab sofort nimmt Jan jede Wette an, dass zumindest sein Stativ nicht in Düsseldorf ankommt.

Aber damit der Verwirrung nicht genug: Plötzlich hören wir über Lautsprecher unsere Namen. Wir halten angeblich den ganzen Betrieb auf und sollen sofort in den wartenden Bus zum Flugzeug einsteigen. Wir können ja nicht wissen, dass der Ausgang plötzlich gewechselt hat.

Mit Verspätung von gut einer Stunde - nicht wir sind schuld, sondern weil keiner das Gepäck zur Maschine bringen wollte - geht's endlich los. Hoffentlich klappt der Anschluss in Rom. Dort haben wir nur noch etwa 20 Minuten Zeit zum Umsteigen. Aber auch hier verzögert sich alles. Als wir nach langer Wartezeit bereits eine gute Viertelstunde im Zubringerbus zur Maschine ausharren, kommt plötzlich das Kommando, wieder auszusteigen. Also geht das Warten von neuem los.

Im Gegensatz zur Vorbereitung klappt der Rückflug an sich ganz problemlos. Es ist ein angenehmer Flug, wir haben leidlich gute Sicht. Der Himmel über Deutschland ist allerdings diesig und es dämmert bereits, vorbei ist es mit dem schönen Wetter. Immerhin kommen sowohl Ziegenschädel als auch Stativ wohlbehalten an.

Am Düsseldorfer Flughafen beenden wir die Exkursion, Kai fährt mit seinem Vater nach Krefeld, Jan, Timm und Rainer fahren mit einem Freund nach Aachen. Wir haben viel zu erzählen.

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