Rainer Olzem - arge-geologie.de

Die Ausbrüche des San Antonio

Abb. 1: Der etwa 3.200 Jahre alte Krater des San Antonio

Der Vulkan San Antonio liegt weit im Süden der Insel, unterhalb von Fuencaliente (Los Canarios) auf einer Höhe von 632 m ü. NN. Er besitzt einen gut ausgebildeten 150 m hohen konischen Vulkankegel mit einem markanten runden Krater (Abb. 1). Die Vulkanbasis beträgt 1 km im Durchmesser. Eine Besichtigung des Vulkans und seines Besucherzentrums kosten Eintritt, dafür bietet sich auf dem Kraterrand ein großartiger Blick auf den Süden der Insel und auf den noch weiter südlich gelegenen jüngsten Vulkan von La Palma, den Teneguia. Im Besucherzentrum findet sich eine kurze Erläuterung zur Entstehung des Vulkans mit Schautafeln und Film.

Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist der heutige Krater des San Antonio-Vulkans nicht die Ausbruchstelle von 1677, sondern die einer älteren gewaltigen phreatomagmatischen Eruption, die nach 14C-Datierung vor etwa 3.200 Jahren stattfand (Abb. 5, Kapitel Cumbre Vieja). Stellenweise sind der Rand und die Flanken des San Antonio-Vulkans von Pyroklastika des Ausbruchs von 1677 überdeckt, was zu einer falschen Datierung geführt hat.

Außerdem wird der Vulkankegel des San Antonio von älteren, nach 14C-Datierung eindeutig mehr als 3.000 Jahre alten Laven des Fuego- und des La Fajana-Vulkans umflossen; demnach muss der San Antonio älter als 3.000 Jahre sein. Der prähistorische phreatomagmatische Ausbruch war mit einem großen Zerstörungspotenzial in der näheren und weiteren Umgebung von einigen Kilometern verbunden. Die historischen Quellen von 1677 geben jedoch keine Hinweise auf solche katastrophalen Ereignisse.

Der Geologe Carracedo erwähnt in seinem Buch „Los Volcanes de las Islas Canarias“ (Bd. IV, Madrid 2008, siehe Literatur!) den archäologischen Fund einer Guanchensiedlung an der Vulkanflanke (Abb. 2). Da die Guanchen jedoch bereits kurz nach der spanischen Eroberung der Insel im Jahr 1492 verschwanden, ist auch dies ein Indiz für eine prähistorische Entstehung des San Antonio.

Abb. 2: Eruptionszentren und Lavaflüsse von 1677
Abb. 3: Blick vom Kraterrand auf die 3 unteren Austrittstellen der Lava von 1677 und die Lava-Plattform im Meer

Die Eruption von 1677 geschah an einer Ausbruchstelle direkt nordöstlich des Kraterrandes und an 3 Stellen südwestlich unterhalb der Kraterbasis (Abb. 2). Blickt man vom begehbaren Kraterrand in südwestliche Richtung hinunter, so erkennt man deutlich die kleinen Krater am Fuß des Vulkans (Abb. 3 und 4). Insgesamt flossen räumlich und zeitlich versetzt 7 Lavaströme hangwärts zum Meer (Abb. 2), wo sie ausgedehnte Lavaplattformen bilden (Abb. 5 und 7).

Abb. 4: Eines der unteren Eruptionszentren
Abb. 5: Die Lavaplattform im Meer. Im Vordergrund im Sommer 2009 verbrannte Kiefern

Nach vorausgehenden leichten Erdbeben öffneten sich Mitte November 1677 die Eruptionsspalten beiderseits des San Antonio und stießen zunächst heiße Gase aus, die starken Schwefelgeruch verströmten. Wenige Tage später spuckten die unteren Öffnungen klastisches Material und Lava, die zum Meer hinab floss, während die obere Austrittsstelle zunächst weiter Gase ausstieß und später in strombolischer Aktivität auch Aschen freisetzte.

Abb. 6: Entwicklung der Eruptionen im November 1677, rekonstruiert nach Augenzeugenberichten (aus: Carracedo: Los Volcanes de las Canarias, 2008)
Abb. 7: Lavaflüsse von 1677 und ihre ausgedehnten Plattformen im Meer (GRAFCAN)

Am 23. November gab es an der oberen Öffnung 3 heftige Explosionen, während der Lavastrom aus den unteren Kratern nachließ.

Am nächsten Tag jedoch öffneten sich am Fuß des Berges neue Spalten, aus denen Lava austrat, die schließlich die Fuente Santa im Süden erreichte, die darauf hin versiegte (Abb. 6).

1971 wurden weite Lavafelder vor allem im Süden von den jüngeren Laven des Teneguia-Ausbruchs überdeckt.

Gallotia galloti

Auf den Kanaren lebt die endemische Blaukehlige Eidechse (Gallotia galloti). Die Männchen dieser bis zu 30 cm langen tagaktiven Kanareneidechse zeigen besonders während der Paarungszeit im April/Mai eine kräftig blaue Färbung des Kehlbereichs.

Ganz am Ende des Wegs auf dem Kraterrand des San Antonio leben besonders viele Exemplare dieser sonst so scheuen Reptilien. Hier oben haben sie ihre Scheu vor dem Menschen jedoch abgelegt und lassen sich gern fotografieren, wenn sie ihre Kunststücke auf den in der Mittagshitze heißen Lavasteinen vorführen und einen kühlen Schluck aus der Wasserflasche nehmen.

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