Rainer Olzem - arge-geologie.de

Die Anreise nach Neapel und der Kulturschock

von Rainer

Terrasse des Hotels Cavour, Piazza Garibaldi und der Vesuv

Am Morgen des 21. August treffen wir uns pünktlich um 5:30 Uhr in der Abflughalle des Düsseldorfer Flughafens. Von guter Exkursionsstimmung kann noch keine Rede sein, denn es ist einfach viel zu früh. Als das Flugzeug von Alitalia kurz nach 7 Uhr abhebt, muss Kai erst einmal Schlaf nachholen. Er hat wegen der frühen Abfahrtszeit - schlafen lohnt eh nicht mehr - in der letzten Nacht kein Bett gesehen.

Der Flug verläuft reibungslos, es ist Kaiserwetter und die Sicht auf die 10.000 m unter uns liegende Oberfläche der Erde ist phantastisch. Markant ragen die Gipfel der Alpen in die Höhe, an ihrer Südseite liegt als klarer Kontrast die flache Poebene.

Und damit sind wir mitten in der Geologie. Denn Alpen und Poebene sind Erscheinungsformen ein und derselben geologischen Ursache, nämlich der Bewegung der afrikanischen Erdkrustenplatte nach Norden gegen die eurasische Platte. Dadurch wurden und werden noch immer die Alpen gehoben und ihr Vorland, die Poebene, abgesenkt.

Auch die Vulkane Italiens und Siziliens haben ihre Ursache in den sich bewegenden Platten der Erdkruste. Die Plattengrenze verläuft mitten durch Sizilien. Zu diesen großtektonischen Vorgängen wird zu einem späteren Zeitpunkt berichtet.

In Sichtweite der mit Schnee bedeckten Alpengipfel hat die Maschine gegen 9 Uhr in Milano ihr Ziel erreicht. Wir müssen umsteigen nach Napoli und haben erst einmal 75 Minuten Aufenthalt. Aber auch diese Zeit geht vorbei. Gegen 13 Uhr erreichen wir Neapel.

Die Suche nach dem angemieteten Leihwagen gestaltet sich zunächst schwierig. Wir können den Parkplatz der Verleihfirma nicht finden, bis wir bemerken, dass dorthin ein Bus fährt. Die Unterbringung des Gepäcks von 4 Leuten für 14 Tage ist in dem kleinen japanischen Auto nicht besonders einfach und klappt erst nach mehreren Versuchen. Gott sei Dank hat der Wagen eine Klimaanlage. Draußen ist es mindestens 32°C.

Wir starten in Richtung Piazza Garibaldi und versinken im Stadtverkehr des Molochs Napoli. Nach nur wenigen Umrundungen unseres Ziels finden wir schließlich den Weg zum Hotel Cavour.

Das tägliche Verkehrschaos auf der Piazza Garibaldi (julia-gardner.blogspot.com)

Es ist immer wieder erstaunlich, wie der innerstädtische Straßenverkehr in Napoli funktioniert und vor allem, dass er funktioniert. Jeder scheint zunächst nur auf sein Weiterkommen fixiert, aber es scheint nur so. Tatsächlich fahren die Neapolitaner weder schnell noch rücksichtslos. Hier gibt es kein Bestehen auf Vorrechte im Verkehr, leben und leben lassen ist vielmehr die Devise. Schnelles Einfädeln in den fließenden Verkehr vom Straßenrand aus oder zügiges Queren einer stark befahrenen Straße ist kein Problem, wenn man nur eindeutig seine Absicht kundtut. Das klappt auch als Fußgänger. Einfach gehen und dabei natürlich auf den Verkehr achten, so verlangsamt Auto um Auto auf jeder Fahrspur seine Geschwindigkeit und lässt den Fußgänger passieren. Hinter ihm schließen sich die Reihen wieder.

Das alles wäre im streng geregelten Deutschland nicht möglich, dort würden Zweikämpfe ausgetragen, Lücken beim Überholen wollen geschlossen und auf Vorrechte gepocht. In jedem Land funktioniert der Verkehr je nach Temperament seiner Bewohner eben anders.

Das Hotel Cavour

Die Piazza Garibaldi ist das Bahnhofsviertel und nicht die allerfeinste Gegend der Stadt. Die Piazza und die Nebenstraßen wimmeln von Händlern, viele Farbige sind darunter. Angeboten wird alles von Lebensmitteln über billige Fälschungen von Markenartikeln bis zu afrikanischer Kunst. Das unüberhörbare Temperament der Akteure, der Lärm des Verkehrs, die sommerliche Schwüle und der undefinierbare Geruch, der über allem liegt, mischen sich zu einer Symphonie, die uns Reisende aus dem kühlen und geordneten Norden teils erschreckt, teils fasziniert. Ich glaube, das nennt man Kulturschock.

Das Hotel Cavour ist empfehlenswert, es ist für neapolitanische Verhältnisse moderat im Preis, die Zimmer sind einfach, aber sauber und besitzen alle eine Klimaanlage. Wie es sich in unseren Zimmern anfühlen würde ohne Klimaanlage, merken wir in den Hotelfluren: Hier steht Saunaluft.

Das Hotel strahlt wie viele alte Hotels in Napoli Charme und Atmosphäre aus. Da ist die schöne alte Fassade, die Eingangshalle mit Blei verglaster Decke, der alte langsame und knarrende Aufzug und die großen Zimmerterrassen im 6. Stock mit Blick auf die Piazza und den Vesuv.

Wir verbringen den Nachmittag mit einer Besichtigung der Altstadt und mit einem Bummel über die Uferpromenade an der Via Francesco und der Via Caracciolo. An der kleinen Piazza Bellini am Rande der Altstadt nehmen wir einen Imbiss.

Müde von dem langen Tag und den vielen neuen Eindrücken dieser Stadt setzen wir uns abends in ein kleines Restaurant an der Piazza Garibaldi gegenüber unserem Hotel und essen Pasta. Es ist Samstag spät abends, trotzdem hat noch ein Lebensmittelladen geöffnet, in dem wir uns mit acqua minerale, birra und vino eindecken. Den ersten Tag beschließen wir bei immer noch heißen Temperaturen auf unserer Zimmerterrasse und lassen die Eindrücke des Tages Revue passieren.

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